Was die natürliche Immunität nach einer Corona-Infektion betrifft, wägt man sich womöglich in falscher Sicherheit. Wie verlässlich der Schutz tatsächlich ist, zeigen jetzt zwei Studien.
Die Impfkampagnen laufen weltweit – in einigen Ländern besser, in anderen schlechter. Bis sie geimpft werden, setzen viele Menschen, die bereits mit SARS-CoV-2 infiziert waren, ihre Hoffnungen auf natürliche Immunität. Doch wie gut ist dieser Schutz? Zwei Studien liefern neue Hinweise.
Es waren die ersten Nachrichten zu einem unbekannten neuen Virus, die wohl jeder noch genau vor Augen hat: In der chinesischen Stadt Wuhan kam es Ende 2019 zum ersten großen Ausbruch mit vielen schwer Erkrankten. Um herauszufinden, wie hoch die natürliche Immunität gegen SARS-CoV-2 am Ort dieses ersten Virusausbruchs Mitte 2020 war, untersuchten Wissenschaftler den Antikörpergehalt der Bevölkerung in Wuhan – und kamen zu ernüchternden Ergebnissen.
Eine Studie mit mehr als 9.500 Teilnehmern in Wuhan ergab, dass nur 7 % der Bevölkerung mit SARS-CoV-2 infiziert war, 82 % von ihnen symptomlos. Gerade über die natürliche Immunität nach einer symptomlosen Infektion ist bisher noch nicht viel bekannt. Die Forscher fanden schließlich bei 40 % der infizierten Personen neutralisierende Antikörper, welche über den gesamten 9-monatigen Untersuchungszeitraum nachgewiesen werden konnten.
Die Autoren weisen in ihrem Artikel darauf hin, dass die meisten Menschen in Wuhan immer noch anfällig für eine SARS-CoV-2-Infektion seien – und betonen die Wichtigkeit eines breiten Impfprogramms für die Herdenimmunität.
Reinfektionen scheinen bisher zum Glück eher selten vorzukommen. Wie gut jedoch eine bereits durchgestandene COVID-Erkrankung vor einer erneuten SARS-CoV-2-Infektion schützt, ist immer noch nicht genau bekannt.
Nach einer überstandenen Infektion scheint ein gewisser Schutz für zumindest 6 Monate zu bestehen – darüber ist sich die Wissenschaft einig. Eine Beobachtungsstudie aus Dänemark zeigt jetzt aber, dass dieser Schutz bei Menschen im Alter von 65 Jahren oder älter deutlich schwächer zu sein scheint. Grundlage waren Daten aus der dänischen Mikrobiologie-Datenbank (MiBa) in der alle Personen erfasst wurden, bei denen zwischen dem 26. Februar und dem 31. Dezember 2020 ein PCR-Test auf SARS-CoV-2 gemacht wurde.
Die Wissenschaftler werteten für ihre Studie Millionen von Testergebnissen aus und fanden heraus, dass der Schutz vor einer erneuten SARS-CoV-2-Infektion nach einer Erstinfektion bei etwa 80 % lag. Für ihre Berechnungen verwendeten sie die im System erfassten Daten dazu, wie viele Personen innerhalb des Beobachtungszeitraumes ein zweites Mal positiv getestet wurden.
Auch innerhalb des über 7-monatigen Nachbeobachtungzeitraums schien die Reinfektionsrate nicht bedeutend zuzunehmen, sodass nach wie vor von einem Schutz von 78 % ausgangen werden könne. Auffällig war jedoch: Bei Personen im Alter von 65 Jahren oder älter schien dieser Schutzeffekt bei gerade mal 47 % zu liegen. Einen signifikanten Unterschied der Reinfektionsraten zwischen Männern und Frauen gab es nicht.
Insgesamt lassen die vorläufigen Ergebnisse davon ausgehen, dass ein Schutz nach durchgemachter Infektion keinesfalls sicher ist – und immer unwahrscheinlicher wird, je älter die Betroffenen sind.
Die beiden Studien findet ihr hier und hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Philippe Leone, unsplash