Forscher haben molekulare Biomarker für die individualisierte Therapie von Gallengangtumoren untersucht. Sie haben eine Strategie entwickelt, Behandlungsresistenzen zu vermeiden.
Das intrahepatische Cholangiokarzinom (ICC) ist der zweithäufigste Leberkrebs und bleibt lange klinisch unauffällig, sodass er oft erst spät erkannt wird. Da der Gallengangtumor zudem nur eingeschränkt auf Chemotherapie anspricht, haben Betroffene oft eine schlechte Prognose.
Für einige Patientinnen und Patienten gibt es jedoch neben der Chemotherapie einen weiteren therapeutischen Ansatz. Bestimmte genetische Veränderungen fördern einerseits die Tumorentwicklung, andererseits stellen sie auch Zielstrukturen für personalisierte Therapien dar.
Eine maßgeschneiderte Präzisionsonkologie ist aber kein Erfolgsgarant. Warum das so ist und durch welche Strategien sich die Resistenz gegen die molekulare Behandlung überwinden lässt, hat eine Forschungsgruppe um Prof. Arndt Vogel der Medizinischen Hochschule Hannover und seine Kollegin Dr. Anna Saborowski untersucht.
Das therapeutische Ziel für die zielgerichtete Behandlung des Gallengangtumors trägt den Namen Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor-2 (fibroblast growth factor 2, FGFR2).
Bei etwa 15 % der Patientinnen und Patienten mit ICC ist FGFR2 aufgrund einer genetischen Fehlbildung mit anderen Genen sozusagen verschmolzen. Diese Fusionsumlagerungen führen zu einer dauerhaften Aktivierung von Signalwegen, die signifikant zum Tumorwachstum beitragen.
„Wir können solche fusionspositiven ICC-Patienten durch genetische Tests am Tumormaterial zuverlässig identifizieren und mit Medikamenten behandeln, die FGFR2 blockieren“, erklärt Saborowski. Solche FGFR2-Inhibitoren sind beispielsweise in den USA bereits bei ICC-Patienten mit FGFR2-Fusion zugelassen, auch von der europäischen Zulassungsbehörde gibt es ein positives Votum, die eine baldige Zulassung erlauben.
Ein durchgreifendes Therapieansprechen erreichen diese Medikamente jedoch nur bei 35 % der Behandelten. „Um besser zu verstehen, welcher Tumor auf den Inhibitor anspricht oder resistent dagegen ist, haben wir uns weitere genetische Veränderungen bei den Patienten angeschaut“, erklärt die Medizinerin.
Im Mausmodell haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Hinweise gefunden, dass weitere Gen-Mutationen das Ansprechen auf gezielte FGFR-Inhibitoren durchgreifend verändern können und so zu einem Versagen der Therapie führen.
„Indem wir die genetischen Grundlagen der Tumorentwicklung aufklären, können wir mit Hilfe von Biomarkern die Patienten herausfinden, bei denen solche Begleitmutationen den Behandlungserfolg mit FGFR2-Inhibitoren verhindern, bzw. die Patienten identifizieren, für die die Therapie eine vielversprechende Option darstellt“, erklärt Vogel.
Eine Kombinationstherapie gegen diese Genveränderungen könnte die Krebszellen wieder anfällig für den FGFR2-Blocker machen und den Gallengangtumor stoppen. Die von der Forschungsgruppe entwickelten Konzepte sollen bald in einer klinischen Studie überprüft werden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover. Hier gelangt ihr zur Originalpublikation.
Bildquelle: Damiano Lingauri, Unsplash