Im Alter zwischen 18 und 25 Jahren ist eine Gewichtszunahme von durchschnittlich 15,2 Kilogramm mit einem um 22 Prozent erhöhten Darmkrebsrisiko verbunden. Das Ausgangsgewicht spielt keine Rolle. Das Risiko erhöht sich um 4 Prozent pro 5 Kilogramm Gewichtszunahme.
Darmkrebs ist die dritt- bzw. die zweithäufigste Krebsform, an der Männer bzw. Frauen in Deutschland erkranken. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen verläuft die Krankheit tödlich. Verschiedene Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass starkes Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor für diese Erkrankung ist, wobei die meisten Studien den Body-Mass-Index verwenden, um das Körpergewicht bzw. die Körperfettmenge der Studienteilnehmer einzuordnen. „In die Berechnung des BMI fließt das Körpergewicht insgesamt, also auch das Gewicht der fettfreien Körpermasse mit ein. Daher ist der BMI als Indikator für die Körperfettmenge nicht ganz so gut geeignet. Das Körperfett ist jedoch vermutlich der entscheidende Faktor, der über seinen Einfluss auf den Stoffwechsel zur Krebsentstehung beiträgt“, sagt Sabrina Schlesinger von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. „Da wir davon ausgehen, dass eine Gewichtszunahme im Erwachsenenalter hauptsächlich auf eine Zunahme des Körperfetts zurückzuführen ist, wählten wir für unsere Untersuchung daher das Maß der Gewichtszunahme als einen präziseren Indikator für die Körperfettmenge“, ergänzt Krasimira Aleksandrova vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung.
In ihrer Meta-Analyse wertete das Forscherteam die Daten von zwölf verschiedenen Beobachtungsstudien aus dem In- und Ausland aus. Insgesamt beinhalteten diese Studien die Daten von 16.151 erstmals an Darmkrebs erkrankten Menschen. Wie die Wissenschaftler feststellten, hatte das Ausgangsgewicht keinen Einfluss auf den untersuchten Zusammenhang. Pro 5 Kilogramm, die die Teilnehmer über die Jahre (zwischen 7,1 bis 18 Jahren) zulegten, erhöhte sich das Darmkrebsrisiko um 4 Prozent. Die beobachtete Risikobeziehung für Dickdarmkrebs war bei Männern etwas stärker ausgeprägt als bei Frauen, wobei die Epidemiologen für Enddarmkrebs keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellten. „Um das Darmkrebsrisiko zu minimieren, ist es wichtig, nicht nur mit zunehmendem Alter auf ein normales Körpergewicht und vor allem einen normalen Körperfettanteil zu achten, sondern bereits schon in jungen Jahren damit zu beginnen“, fasst Aleksandrova die Ergebnisse zusammen. „Denn unsere Ergebnisse bestärken erneut die Annahme, dass insbesondere das Körperfett eine entscheidende Rolle für die Erkrankung spielt“, erklärt Schlesinger. „Derzeit arbeiten wir daran, die biologischen Mechanismen aufzuklären, die hinter dem beobachteten Zusammenhang stehen“, ergänzt Aleksandrova. Originalpublikationen: Body weight gain and risk of colorectal cancer: a systematic review and meta-analysis of observational studies Sabrina Schlesinger et al.; Obesity Reviews, doi: 10.1111/obr.12286; 2015