Zu viel Zucker, Salz und Fett: Immer noch wird es der Lebensmittelindustrie viel zu leicht gemacht, wenn es nach Deutschlands Diabetologen geht.
Kürzlich wurden Ergebnisse der zweiten Folgeerhebung des Produktmonitorings im Zuge der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI) in einem Bericht veröffentlicht.
Hier der wichtigste Auszug mit dem Fazit aus den gewonnenen Erkenntnissen:
„Die Gegenüberstellung der Energie- und Nährstoffgehalte der untersuchten Fertigprodukte der Basiserhebung und der nun veröffentlichten Folgeerhebung 2020 zeigt, dass sich einige der in früheren Erhebungsjahren gemachten Beobachtungen fortsetzen: So dehnt sich das Marktangebot teilweise hin zu Produkten mit niedrigeren Gehalten aus und es konnten zum Teil signifikante Verringerungen gegenüber der Basiserhebung festgestellt werden. Dennoch sind weiterhin Produkte in den oberen Bereichen der Energie- und Nährstoffgehalte auf dem Markt. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass Reduktionen weniger bei auf dem Markt etablierten Produkten stattfinden, sondern eher das Sortiment um Produkte mit geringeren Gehalten an Energie, Fett, Zucker oder Salz erweitert wird.“
Das ist der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zu wenig. Sie fordert weiterhin Verbindlichkeit statt Freiwilligkeit: „Ein Stückchen Würfelzucker weniger in der Cola machen noch keine wirksame Strategie gegen Diabetes und Adipositas“, sagt DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer in einem Pressestatement.
„Die heute von der Bundesministerin vorgestellten Ergebnisse des NRI-Produktmonitorings zeigen einmal mehr, dass wir uns nicht auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie verlassen dürfen. Wir brauchen endlich verbindliche Regeln zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salzen in Fertignahrungsmitteln und keine Politik der kleinen Schritte – dies kann nur erreicht werden, wenn die Bundesministerin die Hersteller endlich mehr in die Pflicht nimmt.“
Wie das funktionieren kann? „Mit wirklich ambitionierten, verbindlichen Reduktionszielen, einem gesetzlichen und bundeseinheitlichen Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, eine nach Nährwertprofil gestaffelte Mehrwertsteuer und verbindlichen Regeln für Hersteller können wir die dramatisch steigenden Zahlen von Menschen mit Diabetes aufhalten. Wir appellieren an Frau Klöckner, ihrem Ausspruch: „einfach gesund essen“ endlich auch Taten folgen zu lassen“, so Blitzer.
Folgende bevölkerungsweite Maßnahmen, wie sie auch die WHO empfiehlt, sollen nach Ansicht der DDG in Deutschland etabliert werden:
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