Superfoods, wie Avocado, Spinat und Leinsamen, sind schon länger in aller Munde – doch zu Recht? Absolut, denn sie sind nährstoffreich und können die Ernährung durch ihre gesundheitsfördernden Inhaltstoffe bereichern. Auch auf dem Teller von Menschen mit Phenylketonurie.
Insbesondere bei Stoffwechselerkrankungen, wie etwa der Phenylketonurie (PKU), ist es wichtig, auf die Nährstoff- und Energieversorgung zu achten. Das kann herausfordernd sein, da Menschen mit PKU nur geringe Mengen Phenylalanin (Phe) zu sich nehmen dürfen, welches besonders in eiweißreicher Nahrung enthalten ist. Denn bei PKU kann der Körper diese Aminosäure nicht abbauen. Deshalb sorgen Phe-freie Aminosäuremischungen dafür, dass Menschen mit PKU trotzdem ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind. Darüber hinaus stehen regelmäßig Speziallebensmittel, wie eiweißarmes Brot oder eiweißarme Nudeln, auf dem Speiseplan.1
Fakten über Fettsäuren
Bei einer stark eiweißreduzierten Ernährung werden allerdings nicht nur zu wenige Aminosäuren aufgenommen, auch die Versorgung mit langkettigen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren kommt zu kurz. Der Grund: Sie sind überwiegend in proteinreichen Lebensmitteln, wie fettreichem Fisch, enthalten. Ein Mangel kann neurokognitive Schäden verursachen, ähnlich wie bei zu hohen Phe-Spiegeln. Um den Bedarf an Fettsäuren zu decken, können Nahrungsergänzungsmittel (Supplemente) eingenommen werden: Infrage kommen dafür beispielsweise Fischölkapseln, da sie die mehrfach ungesättigten Fettsäuren Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) enthalten.2 Vegetarier oder Veganer können alternativ auf Algenöl zurückgreifen.3 Dass sich die Aufnahme von DHA und EPA lohnt, zeigt eine Studie: Selbst Menschen mit PKU, deren Phe-Level im Normbereich ist, profitierten. Bei ihnen verbesserte sich Feinmotorik und Koordination.2
Außerdem gut zu wissen: Viele der zuvor genannten, eiweißarmen Speziallebensmittel sind fettärmer als handelsübliche Lebensmittel. Ihnen werden Fette wie Palmöl und hydriertes Pflanzenöl zugesetzt.4 Sie sind also reich an gesättigten Fettsäuren, die mit gesundheitlichen Einschränkungen, wie etwa starkem Übergewicht, erhöhten Blutfettwerten oder Herzerkrankungen, in Verbindung stehen.5 Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher gesättigte Fettsäuren durch ungesättigte Fettsäuren zu ersetzen.5
Drei Superfoods für PKU
Diese drei Superfoods sind eiweißarm, gesund und lecker – für Menschen mit PKU sind sie ein „Joker“ auf dem Teller und sorgen für willkommene Abwechslung:
Avocado6
Eine halbe Avocado ergibt ca. 125 g Fruchtfleisch. Diese enthält 75 mg Phe (1,7 g Eiweiß) und 15,6 g Fett, davon viele ungesättigte Fettsäuren. Die Avocado ist ein Universalgenie und bereichert die Gerichte. Mit ihrer grünen Farbe ist sie ein Hingucker in verschiedenen Rezepten und sorgt für eine cremige Konsistenz: Als Guacamole-Dip, Brotaufstrich, im Salat oder im Dessert als eiweißarme Schokoladencreme oder der angesagten Smoothie-Bowl. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Leinsamen7
Ein Esslöffel Leinsamen entspricht etwa 10 g mit rund 111 mg Phe (2,2 g Eiweiß). Neben den hochwertigen Fetten sind die Samen reich an Ballaststoffen sowie dem sekundären Pflanzenstoff Secoisolariciresinol. Dieser Zungenbrecher wirkt antioxidativ und entzündungshemmend. Bei regelmäßigem Konsum, wirken sich Leinsamen positiv auf verschiedene gesundheitliche Probleme, beispielsweise kardiovaskuläre Erkrankungen und Magen-Darm-Beschwerden, aus.8
Ist das Maximum an Phe für den Tag bereits ausgeschöpft, ist Leinöl eine gute Alternative. Es ist eiweißfrei, dadurch bedingt aber auch ärmer an Ballaststoffen. Wem Leinöl nicht schmeckt, der kann auf Walnussöl oder bestimmte andere hochwertige Pflanzenöle zurückgreifen. Die Öle schmecken besonders gut in Salaten.
Spinat9
Eine Portion des grünen Blattgemüse (200 g) enthalten 220 mg Phe (5,6 g Eiweiß). Spinat hat somit zwar mehr Eiweiß als manch anderes Gemüse, bietet jedoch auch wertvolle Fettsäuren sowie viele weitere Vitamine und Mineralstoffe. Zum Beispiel Beta-Carotin, das für seine orangene Farbe in Karotten bekannt ist, außerdem Folsäure und Eisen. Letzteres kommt auch in Fleisch oder Hülsenfrüchten vor. Aufgrund des hohen Phe-Gehalts müssen Menschen mit PKU darauf allerdings verzichten. Umso wichtiger ist es, Alternativen wie Spinat mit einem vergleichsweise hohen Eisengehalt zu kennen und diese gekonnt in den Speiseplan einzubauen. Ein zusätzlicher Tipp: Vitamin C verbessert die Eisenaufnahme. So können zu Spinat sehr gut Kartoffeln gereicht oder ein Glas Orangensaft getrunken werden – das macht das Ganze noch gesünder. Auch in grünen Smoothies, kombiniert mit Vitamin C-reichen Früchten wie Kiwis, ist Spinat sehr lecker, macht eine schöne Farbe und frisch zubereitet, bleiben alle gesunden Nährstoffe enthalten.
Viel Freude beim Ausprobieren der Superfoods!
Referenzen
EU-PKU-00108, Juni 2021