Die Immunreaktion auf die COVID-19-Impfung ist bei hämato-onkologischen Patienten deutlich eingeschränkt. Offenbar spielt der Zeitpunkt der Impfung dabei eine wichtige Rolle, wie zwei neue Studien zeigen.
In der ersten Studie verglichen Forscher die Antikörperreaktionen nach einer Corona-Impfung von 167 Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) mit 53 gesunden Kontrollpersonen. Alle Patienten erhielten zwei Dosen des Biontech-Impfstoffs. Zwei Wochen nach der Impfung waren nur bei 39,5 % der CLL-Patienten erhöhte Antikörpertiter messbar, während dies bei allen gesunden Kontrollpersonen der Fall war. Die Patienten, deren Reaktion am stärksten beeinträchtigt war, befanden sich in einer aktiven Krebsbehandlung.
Diese niedrige Gesamtansprechrate auf den Impfstoff in der CLL-Gruppe stimmt mit den niedrigen Ansprechraten überein, die auch schon bei anderen Impfstoffen in dieser Patientenpopulation beobachtet wurden, schreiben die Autoren. Niedrige Ansprechraten zwischen 20 und 40 % wurden auch schon für Pneumokokken- und Influenza-A- und -B-Impfstoffe berichtet.
Zwar könne die geringe Wirksamkeit auch durch die Immunsuppression, die die Krankheit selbst begleitet, beeinträchtigt werden und nicht nur durch die Krebstherapie. Die Autoren schlagen dennoch vor, Impfungen möglichst vor dem Beginn einer Krebstherapie zu verabreichen.
Angesichts des beeinträchtigten Ansprechens auf die Impfung empfehlen sie außerdem, dass „geimpfte Patienten mit CLL sich weiterhin an Maskentragen und Social Distancing halten sollten, und enge Kontaktpersonen sich dringend impfen lassen sollten.“
In einer zweiten Studie verglichen Forscher die Immunantworten von 48 Patienten mit Multiplem Myelom mit 104 gesunden Kontrollpersonen, die mit dem Impfstoff COVID-10 von Pfizer geimpft wurden.
Das mittlere Alter der Patienten betrug 83 Jahre. Die Antikörpertiter an Tag 22 nach der ersten der beiden Dosen gemessen zeigten eine mediane Ansprechrate von neutralisierenden Antikörpern von nur 20,6 % bei den Patienten mit multiplem Myelom, verglichen mit 32,5 % bei den gesunden Kontrollpersonen.
Unter den Patienten mit multiplem Myelom entwickelten nur vier (8,3 %) Antikörpertiter von mindestens 50 %, was einer klinisch relevanten Virushemmung entspricht, im Vergleich zu 21 gesunden Kontrollpersonen (20,2 %). Bei den vier Patienten mit multiplem Myelom, die eine Reaktion zeigten, befand sich der Krebs in Remission und sie erhielten keine Therapie.
Die Autoren weisen darauf hin, dass Antikörper-Ansprechraten von 50 % oder mehr an Tag 21 nach einer einzigen Impfstoffdosis selbst bei gesunden Personen über 65 Jahren gering sind, was die Notwendigkeit einer zweiten Dosis unterstreicht.
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