Während der ersten Corona-Welle wurden in Schweden weniger Prostatakarzinome diagnostiziert als vor der Pandemie. Experten betonen: Eventuell verpasste Untersuchungen sollten zeitnah nachgeholt werden.
Während der ersten Infektionswelle kam es in Schweden zu 36 % weniger Prostatakarzinom-Diagnosen als vor der Corona-Pandemie. Die Zahl der Patienten, die sich wegen Prostatakrebs in Therapie befand, blieb unterdessen unverändert. Das fand ein Forscherteam der Universität Uppsala anhand einer Registerstudie heraus.
Die analysierten Daten basieren auf dem schwedischen Nationalen Prostatakrebs-Register (NCPR). Darin sind ca. 98 % der Betroffenen erfasst. Die Erkrankung wird jedes Jahr bei ca. 10.000 Schweden diagnostiziert. Die Wissenschaftler verglichen den Zeitraum der ersten Welle (März–Juni 2020) mit den gleichen Monaten der Vorjahre (2017–2019). Für Frühjahr 2020 stellten sie einen signifikanten Rückgang der registrierten Prostatakrebsfälle fest. Im Vergleich zum Mittelwert das Fallzahlen vor der Pandemie (2.285 Fälle) kam es 2020 nur zu 1.458 registrierten Fällen. Allerdings habe es keinen Rückgang an Prostatektomien gegeben und die Zahl der in Anspruch genommenen radikalen Strahlentherapien habe sich sogar um 32 % erhöht.
Der zahlenmäßige Rückgang an Registrierungen war mit 51 % besonders auffällig in der Altersgruppe älterer Männer (75 Jahre und älter). Für Männer unter 70 Jahre lag der Rückgang bei 28 %. Für den Zeitraum der zweiten Pandemie-Welle waren die Zahlen weniger auffällig.
Als Grund für die geringeren Fallzahlen im Prostatakrebs-Register vermuten die Forscher, dass den Schweden zu Beginn der Corona-Pandemie dazu geraten wurde, nur in dringenden Fällen medizinische Einrichtungen aufzusuchen. Männern wurde beispielsweise empfohlen, nur bei Symptomen von Prostatakrebs vorstellig zu werden. Pär Stattin, Professor für Urologie an der Universität Uppsala, sieht darin aber keine Gefahr – solange gesichert ist, dass die eventuell entgangenen Diagnosen zeitnah nachgeholt werden können. „Da die meisten Formen von Prostatakrebs eine langsame Progression haben, ist davon auszugehen, dass eine gewisse Verzögerung nur geringe Auswirkungen haben wird“, so Stattin.
Mehr dazu erfahrt ihr hier. Die Studie haben wir euch hier und im Artikel verlinkt.
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