Michigan Medicine Studie - infektionsepidemiologisches Armutszeugnis?
Gegen Influenza dauerhaft u n g e i m p f t Lebende haben nicht nur in den USA sondern weltweit grundsätzlich einen signifikant niedrigeren sozioökonomischen Status, ein wesentlich geringeres Krankheits- und Präventions-Bewusstsein, ein mangelhaft ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein, ein wesentlich höheres Risikoverhalten durch Rauchen, Alkohol, Fehl-, Überernährung, Bewegungsmangel.
Fettleber, metabolisches Syndrom, Typ-2-Diabetes, Adipositas, Hypertonie und Dyslipidämie mit konsekutiver KHK und Herzinsuffizienz, Konsum anderer legaler/illegaler Drogen, Umweltbelastungen in Erde, Wasser, Luft, ungünstige Lebens-, Wohn- und Arbeitsverhältnisse bzw. Arbeitslosigkeit, psychische Belastungen, Vereinsamung, fehlende kulturelle Reflexion und bio-psycho-soziale Deprivation treten gleichwertig hinzu.
Von daher ist es wirklich ziemlich idiotisch, nur die Kontrolle für Variable wie ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index (BMI), Raucherstatus und viele Begleiterkrankungen als wissenschafts- und erkenntnistheoretisch weiterbringend herauskehren zu wollen.
Dass Geimpfte einfach gesünder und vorsichtiger sein könnten, ist der Healthy-User-Effekt: Menschen, denen an einer Grippe-Impfung gelegen ist, achten eher auf ihre Gesundheit, sind folglich tatsächlich gesünder, gegen Erkrankungen wie COVID-19 widerstandsfähiger, befolgen sorgfältiger die derzeit geltenden AHA- und L-Regeln: Mund-Nasen-Maske, Händewaschen, Lüften, Abstand, Kontaktbeschränkungen. Sie sind als Vergleichsgruppe für Ungeimpfte, Impfversäumer, Impfnachlässige oder gar Impfverweigerer/Impfgegner denkbar ungeeignet.
Kausalität versus bloße Korrelation lässt sich nur mit gut geplanten prospektiven Studien lösen. Das gilt auch und besonders für den Zusammenhang von Grippe-Impfung und SARS-CoV-2-Infektionen COVID-19-Erkrankungen.
In den Krankenakten von Michigan Medicine, einer der größten Kliniken des Bundesstaates, identifizierten die Forscher rund 27.000 Patienten, die zwischen Februar und Juli 2020 auf COVID-19 getestet worden waren – ab Mai herrschte dort Testpflicht. Bei 4,9% jener 14.000 Teilnehmer, die in den 12 Monaten zuvor die Grippe-Impfung versäumt hatten, fiel das Ergebnis positiv aus, dagegen nur bei 4% von fast 13.000 mit dieser Impfung – ein Unterschied, der gering bis insignifikant erscheint, und gar nicht wirklich prospektiv, sondern ein ex post gewonnenes Follow-Up ist.
"Impact of the influenza vaccine on COVID-19 infection rates and severity" von Anna Conlon, Carmel Ashur, Laraine Washer, Kim A. Eagle, Marion A. Hofmann et al.
Open Access Published: February 22, 2021 DOI: https://doi.org/10.1016/j.ajic.2021.02.012
Screenshots Dr. Schätzler