Geimpfte gelten als weniger infektiös als ungeimpfte Personen. Jetzt gibt es einen weiteren Hinweis darauf, dass die Immunabwehr bei Geimpften bereits in der Nase beginnt.
Dass Corona-Impfungen eine starke Antikörperbildung gegen SARS-CoV-2 auslösen, lässt sich im Blutserum von Impflingen nachweisen. Noch unklar ist allerdings, ob die Impfung auch dort zu einer Immunantwort führt, wo das Virus in den Körper eindringt: in Schleimhäuten von Mund und Nase. Das wäre ein weiterer Hinweis darauf, dass Geimpfte den Erreger mit geringerer Wahrscheinlichkeit weitergeben – und würde die Frage aufwerfen, ob vollständig Geimpfte wirklich weiterhin Masken tragen müssen, um die Ausbreitung von Corona zu verhindern.
Mades et al. rekrutierten für ihre Studie insgesamt 96 Teilnehmer, die 3 bis 7 Tage zuvor ihre erste Dosis des mRNA-Impfstoffs von Moderna erhalten haben. An den Tagen 5, 10, 15 und 20 nach jeder Impfstoffdosis sammelten die Probanden nach vorheriger Anleitung selbst Speichelabstriche ihrer Mundschleimhaut. Von einigen Teilnehmern ließen die Forscher etwa 2 Monate nach der zweiten Impfdosis zudem Nasenabstriche nehmen.
Die Teilnehmer waren im Schnitt 29 Jahre alt und bis auf 6 Probanden zuvor noch nicht mit SARS-CoV-2 infiziert gewesen. Von den Probanden ohne vorherige Infektion ließen sich bei 79 (85,4 %) bis zu 10 Tage nach Erhalt der ersten Dosis IgG-Antikörper in den Speichelproben nachweisen. Nach 15 Tagen war dies bei allen Teilnehmern (100 %) der Fall. Die Antikörperkonzentration stieg bei den einzelnen Probanden von Tag 5 bis Tag 20 erheblich an. 20 Tage nach Erhalt der zweiten Dosis waren die Titer nochmals höher. Die Ergebnisse decken sich mit der Beobachtung, dass es nach einer Impfung bis zu zwei Wochen dauern kann, bis Antikörper detektiert werden können. Auch bei der Subgruppe, die zusätzlich Abstriche aus der Nase zur Verfügung stellte, konnten Antikörper detektiert werden.
Alle Probanden, die bereits mit SARS-CoV-2 infiziert gewesen waren, wiesen bereits 5 Tage nach der ersten Impfdosis Antikörper in ihrem Speichel auf. Hingegen waren die Antikörper-Titer bei Probanden, bei denen eine Infektion knapp 4 Monate zurücklag und die noch nicht geimpft waren, niedriger als bei Geimpften.
Wie die Autoren schreiben, könnte eine hohe Antikörperkonzentration an den Stellen der Primärinfektion – also Mund und Nase – eine direkte Rolle bei der Verhinderung der Virusübertragung spielen, indem sie dafür sorgt, dass der Viral Load so niedrig bleibt, dass hiervon keine relevante Übertragunsgefahr mehr ausgeht. Um diese Hypothese zu testen müssten allerdings noch weitere Experimente durchgeführt werden, etwa ob sich SARS-CoV-2 in Zellkulturen mit Speichelproben von geimpften Personen neutralisieren lässt.
Dennoch bietet die kleine Studie einen weiteren Hinweis dafür, dass Geimpfte weniger infektiös sind als ungeimpfte Personen. Klinisch ist das in Impfstoffstudien schon beobachtet worden: Schon die erste Impfdosis verringert das Übertragungsrisiko um bis zu 50 %. Möglicherweise liegt das daran, dass auch Antikörper in der Mund- und Nasenschleimhaut gebildet werden. Ein Beweis dafür ist das allerdings nicht. Und bis vollständig Geimpfte auf das Maskentragen verzichten können, braucht es noch weitere Studien und vorallem mehr Geimpfte.
Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Trude Jonsson Stangel, unsplash