Fachleute haben in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass eine mediterrane Ernährung das Gehirn möglicherweise vor den Krankheitsauslösern einer Alzheimer-Demenz schützen kann.
Bei der Alzheimer-Erkrankung sterben Nervenzellen im Gehirn ab. Zudem ist eine schnell fortschreitende Atrophie, d.h. eine Schrumpfung des Hirnvolumens, bei Betroffenen feststellbar. Zu einem großen Teil verantwortlich für den Tod der Nervenzellen sind bestimmte Eiweißablagerungen im Gehirn der Betroffenen:
Sogenannte Beta-Amyloid-Proteine, die Verklumpungen (Plaques) zwischen den Nervenzellen bilden und Tau-Proteine, die das Innere von Nervenzellen verkleben. Die Ursachen dieser Ablagerungen sind bislang ungeklärt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Bonn, haben nun in einer Studie herausgefunden, dass ein eher mediterranes Ernährungsmuster, mit relativ höherem Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Getreide, Fisch und einfach ungesättigten Fettsäuren wie Olivenöl, möglicherweise vor Eiweißablagerungen im Gehirn und Gehirnatrophie schützen kann.
Bei dieser Mittelmeerkost werden Milchprodukte, rotes Fleisch und gesättigte Fettsäuren nur in geringem Maße verzehrt.
An der Studie nahmen insgesamt 512 Probandinnen und Probanden teil. 169 von ihnen waren kognitiv gesund, während 343 als Personen mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von Alzheimer identifiziert wurden.
Bedingt wurde das Risiko durch leichte subjektive Gedächtnisstörungen, leichte kognitive Beeinträchtigungen, als Vorstufe einer Demenz oder erstgradige Verwandtschaft mit Patienten mit einer diagnostizierten Alzheimer-Erkrankung.
Die Probandinnen und Probanden füllten zunächst einen Fragebogen zu ihren Ernährungsgewohnheiten aus. Wer häufig gesunde, für die Mittelmeerkost typische Lebensmittel verzehrte, erzielte eine hohe Punktzahl auf einer Skala.
Bei allen Teilnehmenden erforschten die Forschungsgruppe dann mittels MRT, ob Gehirnatrophien vorlagen und führten neuropsychologischen Tests durch, in denen kognitive Fähigkeiten wie etwa Gedächtnisfunktionen untersucht wurden.
Im Nervenwasser von 226 Personen, suchte das Forschungsteam zudem nach Biomarkern für Amyloid-Beta-Proteine und Tau-Proteine.
Das Ergebnis: Diejenigen, die sich ungesund ernährten, wiesen höhere pathologische Werte an diesen Biomarkern im Nervenwasser auf als diejenigen, die regelmäßig die Mittelmeerkost verzehrten.
Bei den Gedächtnistests schnitten die Teilnehmer, die sich nicht an die mediterrane Ernährungsweise hielten, auch schlechter ab als die Teilnehmer, bei denen regelmäßig Fisch und Gemüse auf dem Teller lagen.
„Einen signifikant positiven Zusammenhang gab es außerdem zwischen einer hohen Punktzahl auf der Lebensmittel-Skala für das mediterrane Ernährungsmuster und einem hohen Volumen des Hippocampus.“, erklärt Dr. Tommaso Ballarini, Erstautor der Studie.
„Möglicherweise schützt die mediterrane Ernährung also das Gehirn vor Eiweißablagerungen und Gehirnatrophie, die Gedächtnisverlust und Demenz verursachen können. Unsere Studie gibt Hinweise darauf", sagt Ballarini. „Welcher biologische Mechanismus dahintersteckt, müssen aber zukünftige Studien zeigen.“
Als nächsten Schritt planen Ballarini und sein Team nun eine erneute Untersuchung derselben Studienteilnehmenden nach vier bis fünf Jahren, um zu erforschen, wie die Ernährungsweise — mediterran oder ungesund — die Alterung des Gehirns über einen längeren Zeitraum hinweg beeinflusst.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE). Die Originalpublikation findet ihr im Text und hier.
Bildquelle: Nazar Hrabovyi, unsplash.