Die Impfung gegen COVID-19 zeigt sich nicht nur als Retter vor einer schweren Infektion, sondern verhindert auch Schlaganfälle. Welcher Impfstoff ist für diese Patientengruppe geeignet?
Eine Impfung gegen COVID-19 schützt nicht nur vor der Viruserkrankung, sondern auch vor Schlaganfällen, da diese unter Corona-Patienten vermehrt auftreten. Laut Experten der Deutschen Schlaganfallgesellschaft (DSG) sind Schlaganfälle bei COVID-19-Erkrankten zudem häufig schwerer ausgeprägt und können schlechter therapiert werden als bei anderen Patienten. Ein Schlaganfall bei einer Corona-Infektion führe darüber hinaus schneller zu einer schweren Behinderung und sei mit einer höheren Sterberate verbunden, als wenn man nicht an COVID-19 erkrankt ist.
Aufgrund der besonderen Bedeutung der Corona-Impfung für Schlaganfall-Patienten und für Personen, die bereits einen Schlaganfall hatten, raten die DSG-Experten diesen unbedingt zu einer Corona-Impfung.
Ein wesentlicher Fokus sollte laut Empfehlungen der DSG bei den Impfungen dabei unter anderem auf Personen gelegt werden, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben. „Sie haben wegen ihrer Vorerkrankung und den damit einhergehenden möglichen schwereren Corona-Verläufen sowie dem erhöhten Sterberisiko – und meist auch wegen ihres Alters – eine größere Priorität bei den Impfungen“, so Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, DSG-Pressesprecher. Jüngere Schlaganfall-Patienten könnten sich von ihrem Arzt aufgrund ihrer Vorerkrankung ein Attest für einen früheren Impftermin ausstellen lassen.
Doch welche Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 sind für Schlaganfall-Patienten und ehemals Erkrankte besonders empfehlenswert? Schlaganfall-Patienten können in den meisten Fällen alle in Europa zugelassenen Impfstoffe verabreicht bekommen. Die hohe Qualität der Impfstoffe weist nach Einschätzung der DSG-Experten ein sehr günstiges Nutzen-Risiko-Profil auf, auch wenn kürzlich sehr seltene Nebenwirkungen in Form von Sinusvenenthrombosen Schlagzeilen gemacht haben.
„Hierbei handelt es sich keineswegs um typische Schlaganfälle durch die bekannten Ursachen, sondern um eine sehr seltene autoimmunologische Reaktion, die man bereits von gerinnungshemmenden Medikamenten wie Heparinen kannte. Bislang wurden diese Thrombosen in erster Linie nach der Applikation vektorbasierter Impfstoffe bei Frauen beschrieben“, erläutert Schäbitz.
Konsequenterweise werden diese Impfstoffe – explizit erwähnt ist nur der Impfstoff von AstraZeneca – gemäß der aktuellen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) – bei Menschen unter 60 Jahren in Deutschland sicherheitshalber nicht mehr verwendet. Neuen Erkenntnissen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zufolge könnten jedoch auch ältere Frauen ein etwas erhöhtes Risiko haben, Sinus-Venen-Thrombosen nach Gabe des Astra-Zeneca-Vakzins zu erleiden. Da die Erkenntnisse dazu jedoch noch nicht sehr weitreichend sind, sollte eine neue Risiko-Nutzen-Analyse durchgeführt werden.
Der erlittene Schlaganfall selbst bedeutet kein erhöhtes Risiko für Impfnebenwirkungen. Viele Menschen, die einen Schlaganfall hatten, nehmen jedoch Mittel zur Blutverdünnung und sollten vor einer Impfung Rücksprache mit ihrem Arzt halten. In einem Arzt-Patientengespräch könnten sie gut auf die Corona-Impfung vorbereitet werden. „Die DSG rät Schlaganfall-Patienten trotz der erwähnten Risiken in jedem Fall zu der Impfung gegen COVID-19 und fordert eine verstärkte Priorisierung auch für Kontaktpersonen von Schlaganfall-Betroffenen“, so Schäbitz abschließend.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.
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