Eine neue Corona-Studie sorgt für Diskussionen. Es geht um die These, dass sich Spuren von SARS-CoV-2 in unser Genom einbauen. Was tatsächlich dahinter steckt, lest ihr hier.
Ende letzten Jahres sorgte ein Preprint für Aufsehen: Corona-Forschern war offenbar der Nachweis gelungen, dass sich SARS-CoV-2 – oder zumindest Teile davon – ins menschliche Genom integrieren kann. Das könnte eine Erklärung dafür liefern, warum in seltenen Fällen Menschen, die sich von einer Infektion erholt hatten, noch Monate später einen positiven PCR-Test aufweisen.
Die Forscher betonten in ihrer frühen Arbeit zwar, dass die virale Integration nicht bedeute, dass Menschen, die sich von COVID-19 erholt haben, infektiös blieben. Kritiker warfen ihnen allerdings vor, unbegründete Ängste zu schüren, dass etwa mRNA-Impfstoffe die menschliche DNA verändern könnten.
Jetzt ist die von Experten begutachtete Studie in etwas abgeschwächter Form in einem Journal erschienen. Den Forschern ist es demnach gelungen, Spuren von SARS-CoV-2 in der DNA von Zellen nachzuweisen, deren sogenannte LINE-1-Elemente aktiv waren. Bei den LINE 1-Elementen handelt es sich um Genabschnitte, die ihren Ort auf der DNA verändern können – sie werden deswegen auch als „springende Gene“ bezeichnet. Geschieht der Einbau zufällig an einer Stelle, die häufig abgelesen wird, können auch nach dem Abklingen einer Infektion einzelne Virusgene gebildet werden, die dann zu einem positiven PCR-Test ohne Infektion führen.
Weitere Experimente konnten die Beobachtung bestätigen und eine von Kritikern angeführte These widerlegen. Es zeigte sich, dass die Gene – wie dies vom Zufallsprinzip zu erwarten ist – zu 50 % in der falschen Richtung abgelesen werden, weil das Gen falsch herum eingebaut wurde. Wären die Gene das Artefakt einer früheren Infektion gewesen, wie Kritiker vermutet hatten, hätten sie alle in der richtigen Richtung abgelesen werden müssen, weil das SARS-CoV-2 keine spiegelverkehrte Kopie mit sich führt.
Insgesamt scheint der Einbau von Corona-RNA in das menschliche Genom aber sehr selten zu sein, schreiben die Forscher. Das bedeutet auch nicht, dass diese Menschen infektiös sind, da nur „Gen-Schnippsel“ und nicht die komplette virale RNA eingebaut wird. Es könnte dennoch eine Erklärung für positive PCR-Tests nach durchgestandener Infektion liefern.
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