Eine ernste Komplikation von COVID-19 ist die Myokarditis. Besonders Sportler seien gefährdet, heißt es. Doch wie hoch ist das Risiko tatsächlich – insbesondere bei asymptomatischen oder milden Verläufen? Dazu gibt es jetzt neue Daten.
SARS-CoV-2-Infektionen bei Hochleistungssportlern führten bisher zu großen Bedenken hinsichtlich kardiovaskulärer Spätschäden. Daher wurde empfohlen, die Sportler abhängig von der Stärke der Symptome hinreichend kardiologisch zu screenen, bevor sie ihre leistungsintensiven Tätigkeiten wieder aufnehmen. Dabei kristallisierte sich eine Frage heraus: Lohnt sich eine ausführliche Untersuchung nach einer Corona-Erkrankung bei Patienten mit asymptomatischem oder mild symptomatischem COVID-19-Verlauf?
Eine Studie der University of Tennesee untersuchte dazu 137 College Athleten elf unterschiedlichster Ball- und Tanzsportarten. Die Untersuchungen wurden 16 Tage nach einem positiven Nachweis auf SARS-CoV-2 durchgeführt. Bei 82 % der durchschnittlich 20-Jährigen zeigten sich milde Symptome wie Geruchs-und Geschmacksverlust (58 %), maximal zwei-tägiges Fieber (42 %), Kopfschmerz (41 %) und Ermüdung (4 %). Weniger häufig traten Atemnot(12 %) und Brustschmerz (11 %) auf.
Ultraschall des Herzens, Elektrokardiogramm (EKG) sowie kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie (CMR) der Probanden wiesen bei weniger als 4 % kardiale Anomalien nach. Weder Herzschäden, noch Entzündungen konnten dabei festgestellt werden. Allen genesenen Athleten war es problemlos möglich das vollständige Trainings- und Wettbewerbsprogramm wieder aufzunehmen.
„Unsere Studienergebnisse unterstützen einen Ansatz für kardiovaskuläre Untersuchungen, welcher sich an den Symptomen des Patienten und der Schwere der Covid-Erkrankung orientiert und den aktuellen Empfehlungen von Sportkardiologen entspricht, bevor Übungen und Sport wieder aufgenommen werden.“, so der leitende Studienautor Ranjit R. Philip, welcher als pädiatrischer Kardiologe am Le Bonheur Kinderkrankenhaus tätig ist und derzeit eine Assistenzprofessur für pädiatrische Kardiologie am Health Science Center der Universität von Tennessee ausübt.
Jedoch wird die Aussagekraft der Studie durch das Fehlen einer SARS-CoV-2 negativen Kontrollgruppe und durch die deskriptive und retrospektive Methodik begrenzt. Dr. Philip ergänzt aber, dass die Ergebnisse diejenigen Athleten, Trainer und Eltern beruhigen könnten, die einen limitierten Zugang zu solchen Untersuchungen hätten.
Die Ergebnisse von Dr. Philip und seinen Kollegen bestätigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie, die bei mehr als 3.000 untersuchten Hochschulsportlern keinen Zusammenhang zwischen unerwünschten kardialen Ereignissen und einer Covid-19-Infektion feststellen konnte. Auch hierbei deuteten die Forschungsergebnisse auf eine sichere Rückkehr zum Training ohne kardiovaskuläre Screenings für asymptomatische oder leicht symptomatische Sportler hin. Ob für Hochleistungssportler tatsächlich kein Risiko für myokardiale Spätfolgen nach einem leichten Verlauf besteht, werden in Zukunft weitere Forschungsergebnisse bestätigen müssen.
Die Originalpublikation findet ihr im Text verlinkt und hier.
Bildquelle: Kate Trifo, unsplash