Das Vakzin von Johnson & Johnson gilt als Geheimtipp für alle, die rasch vollständig geimpft sein wollen – ein Piks genügt. Real-Life-Daten zeigen jetzt, was er sonst noch drauf hat.
Der Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson bzw. Janssen, dem Tochterunternehmen des US-Konzerns, fängt seine Karriere in Deutschland gerade erst an. Er wird von der STIKO für über 60-Jährige empfohlen. Da das Risiko der impfstoffinduzierten Thrombopenie mit Thrombose (VITT) aber de facto sehr gering ist, dürfte er sich – ähnlich wie der AstraZeneca-Impfstoff – auch unter jüngeren Menschen eine Fangemeinde erarbeiten.
Zumal er einen gewaltigen Vorteil hat: Er muss nur einmal gespritzt werden. Das macht ihn nicht nur für Spritzenphobiker und Menschen, die zu starken Lokalreaktionen neigen, attraktiv. Der Impfstoff ist auch eine Schnellstraße zur Freiheit insbesondere für jene, bei denen die Alternative AstraZeneca lautet und die Spahns medizinisch etwas problematischer Empfehlung zur Auffrischimpfung schon nach vier Wochen nicht folgen wollen.
Da der Janssen-Impfstoff ein Nachzügler ist, sind die Daten noch etwas weniger umfangreich als bei der Konkurrenz. Die maßgebliche Phase-III-Studie war die Ende April publizierte ENSEMBLE-Studie, die erste Daten im Januar vorgelegt hatte. Die Studie erbrachte eine 85-%-Effektivität bei der Verhinderung schwerer und lebensgefährlicher COVID-19-Erkrankungen. Moderate bis schwere COVID-19-Erkrankungen wurden zu rund zwei Dritteln verhindert und zwar bereits 14 Tage nach Impfung.
Die ENSEMBLE-Daten sind insofern bemerkenswert gut, als dies die bisher einzige große Phase-III-Studie zu COVID-19-Impfstoffen mit hoher Prävalenz der beiden SARS-CoV-2-Problemvarianten B.1.351 („Südafrika“) und P2 („Brasilien“) war. Der Schutz vor schwerem/lebensgefährlichem COVID-19 im südafrikanischen Arm der Studie betrug satte 82 % vier Wochen nach Impfung.
Seit letzter Woche gibt es jetzt auch eine große Real-World-Datenanalyse, die den Einsatz der Janssen-Einmalimpfung unter den Bedingungen der alltäglichen Versorgung evaluiert hat. Sie wurde auf dem Preprint-Server SSRN First Look veröffentlicht. Die Analyse basiert auf der elektronischen Patientenakte des in insgesamt fünf US-Bundesstaaten aktiven Netzwerks der Mayo Clinic. 2.195 Menschen mit Single-Dose-Impfung wurden verglichen mit 21.950 ungeimpften Kontrollprobanden, die per Propensity-Score-Matching im Verhältnis 1 zu 10 zugeordnet wurden.
Auch hier überzeugt das Ergebnis: Ab 15 Tage nach Impfung trat im Studienzeitraum lediglich bei 0,17 % der geimpften Probanden eine mit PCR nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion jeglichen Schweregrads auf, gegenüber 0,72 % in der ungeimpften Kontrollgruppe. Das entspricht einer Impfeffektivität von 76,7 %, mehr oder weniger so hoch wie in der ENSEMBLE-Studie. Für Aussagen zu unterschiedlichen Schweregraden sind die Daten noch nicht umfangreich genug. Die dominante SARS-CoV-2-Variante in den USA ist B.117.
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