CORONA-KLARTEXT | Warum wirken mRNA-Impfstoffe gegen bestimmte Varianten besser als Vektorimpfstoffe? Ärzte stellen Fragen. Die Antworten lest ihr hier.
In der zweiten digitalen Sprechstunde von DocCheck stellten Mediziner Fragen rund um die Corona-Impfung und zur Therapie von COVID-19. Eine Stunde lang beantwortete unser Experte Dr. Matthias Bräutigam.
Und weiter geht's in die nächste Fragenrunde:
Für Personen U60 werden die mRNA Impfstoffe – aktuell von Biontech und Moderna – empfohlen. Beide sind gleichwertig und sehr gut. Der Impfstoff von Astra Zeneca ist auch wirksam, kann aber seltene schwere Nebenwirkungen haben (Sinusvenenthrombose), sodass er bei jungen Menschen nur nach sorgfältiger Aufklärung und Risikoabwägung empfohlen wird. Gleiches wie für den AZ-Impfstoff gilt auch für den von Johnson & Johnson.
Hierzu sind mir leider keine Ergebnisse bekannt. Ich persönlich sehe kein Rationale warum die Impfung in Ihrem Fall kontraindiziert sein sollte. Außerdem ist die Infektion mit Covid-19 fast immer gefährlicher als eine Impfung. Aber bitte auch nochmal mit Ihrem Hausarzt besprechen.
Die exakte Antwort auf Ihre Frage weiß ich leider nicht. Ich gehe aber fest davon aus, dass wir künftig alle 6-12 Monate eine Auffrischimpfung gegen COVID-19 angeboten bekommen – wegen sinkender Antikörperspiegel über die Zeit und neu auftretender Mutationen.
Immunkomprimierte Patienten zeigen oft eine geringere Antikörper-Bildung. Es ist schwer zu sagen, wie gut sie noch gegen COVID-19-Infektionen geschützt sind, da die genaue Rolle der zellulären Immunantwort nicht klar ist. Einfach die Zweitimpfung verabreichen. Speziell bei den mRNA Impfstoffen sollte das auch in diesem Falle einen Schutz vor allem gegen schwere Verläufe bedeuten.
Nein! Keine Sorge – es wird genügend Impfstoff für die Zweitimpfung auch mit Astra Zeneca da sein!
Astra Zeneca wird noch Millionen Dosen in die EU liefern – eine genaue Zahl habe ich gerade nicht parat. Selbst wenn es nicht klappen sollte, kann man die Zweitimpfung auch mit einem mRNA Impfstoff machen. Sie sollten wirklich keine Sorgen haben.
In der Tat kann die COVID-19-Infektion Ihrer Tochter wie eine Impfung gewertet werden. Eine weitere Impfung ist meiner Meinung nach zur Zeit nicht nötig, da Ihre Tochter noch monatelang gut geschützt sein sollte. Lassen Sie uns sehen, wie der Wissenstand im Herbst ist. Eventuell könnte es dann sinnvoll sein, nochmal eine Dosis Impfstoff zu verabreichen.
Gute Frage! Darüber macht sich die Politik zur Zeit Gedanken. Aber was ich Ihnen geschrieben habe, ist die offizielle Empfehlung der STIKO und der Länder und wird sicher entsprechend berücksichtigt.
Mittlerweile gibt es erste Daten, allerdings ist das Thema noch im Fluss. Die britische ComCoV-Studie hat erste Verträglichkeitsdaten zum heterologen Booster geliefert, und zwar für einen Impfstand zwischen AstraZeneca und BioNTech – in beiden Reihenfolgen – von 4 Wochen. Dabei zeigt sich, dass beim heterologen Booster mehr systemische UAW auftreten als bei Astra-Astra, die aber weit überwiegend mild bis maximal moderat sind. Erste Immunogenitätsdaten der ComCoV-Studie werden erst in einigen Wochen erwartet, außerdem gibt es einen ComCoV-Arm, der einen Booster-Abstand von 12 Wochen untersucht und weitere Studienarme mit anderen Impfstoffkombinationen einschließlich Moderna. Auch dazu gibt es derzeit noch keine Daten.
Erste klinische Immunogenitätsdaten zum heterologen Booster geliefert hat Mitte Mai die spanische CombivacS Studie, deren Ergebnisse bisher aber nur als Zeitungsartikel (bei El Pais) veröffentlicht wurden. Demnach sind die Titer an neutralisierenden Antikörpern nach heterologem Booster höher als nach homologem AstraZeneca Booster. Allerdings hat die CombivacS Studie das nicht direkt verglichen, es gab keinen Astra-Astra-Arm. Die Daten zum homologen Booster stammen aus der AstraZeneca Zulassungsstudie. Dennoch: Die spanische Studie liefert die ersten humanen Daten, die für eine sehr robuste Immunogenität nach heterologer Impfung sprechen. Das bestätigt die präklinischen Daten.
In Deutschland haben wir bis jetzt 170.000 Zweitimpfungen mit Astra Zeneca.
Ich verstehe Ihre Frage. Im Vergleich zu den 5 Millionen Erstimpfungen mit AZ in Deutschland ist die Datenbasis für die Zweitimpfung noch recht schmal, vor allem wenn es um seltene Nebenwirkungen geht.
Im Prinzip ja, aber es sollte nicht nötig sein und ist möglicherweise mit einer stärkeren Impfreaktion verbunden.
Dazu gibt es leider noch keine Daten. Eine britische Studie zur Wirksamkeit einer dritten Auffrischungsimpfung, die sieben unterschiedliche Vakzine umfasst, ist am Laufen. Erste Ergebnisse soll es im September geben.
Was Vaxzevria angeht, haben Sie recht. Aber in der Fachinfo zu Comirnaty können Sie lesen, dass die mRNA für membranverankertes S-Protein in voller Länge mit zwei Punkt-mutationen innerhalb der zentralen Helix kodiert. Die Mutation dieser beiden Aminosäuren zu Prolin fixiert das S-Protein in einer antigenetisch bevorzugten Prä-Fusions-Konformation. Somit induzieren beide Impfstoffe die Bildung des Spike-Proteins. Der große Unterschied liegt im Vektor.
Es gibt ja das Konzept der „Vektorimmunität“, also einer Immunreaktion des Körpers gegen den Vektor. Deshalb werden beim Sputnik-Impfstoff für die 1. und 2. Impfung verschiedene Vektoren verwendet. Das könnte auch eine Erklärung für die etwas geringere Wirkung von Vaxzevria sein und für die bessere Wirkung, wenn die Dosierungsabstände zeitlich weiter auseinander liegen. Allerdings fehlen die Daten, um diese Hypothese zu belegen. Konzepte zu möglichen anderen Faktoten sind mir nicht bekannt. Wenn das Konzept der Vektorimmunität zutrifft, wäre eine 3. Impfung mit einem mRNA-Impfstoff potentiell von Vorteil gegenüber einer erneuten Impfung mit einem Vektorimpfstoff.
Das ist eine interessante Frage. Noch ist die Aussagekraft bisheriger Daten nicht völlig überzeugend, doch der Wissensstand bessert sich stetig. Kürzlich wurde etwa ein Paper in Nature veröffentlicht, das nahelegt, dass die neutralisierenden Antikörper gut mit der klinischen Effektivität korrelieren. Es gibt also erste Daten, die zeigen, dass es einen Zusammenhang gibt.
Die zelluläre Immunität hingegen wird nicht erfasst, sie spielt aber ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei immmunsupprimierten Patienten wäre es eine Möglichkeit zu überprüfen, ob überhaupt eine relevante Antikörperbildung erfolgt ist. Aber auch hier gelten die oben genannten Einschränkungen der Aussagekraft.
Hinweis: Alle Antworten basieren auf dem aktuellen Wissensstand unserer Experten. Sie sind als subjektive Einschätzung und nicht als Handlungsempfehlung zu verstehen.