CORONA-KLARTEXT | Muss 180 Tage nach Zweitimpfung eine Auffrischung in Altenheimen sein? Sollten stillende Frauen geimpft werden? Ärzte stellen Fragen. Die Antworten lest ihr hier.
In der dritten digitalen Sprechstunde von DocCheck ging es um Themen rund um die Corona-Impfung, Immunität und Mutanten. Eine Stunde lang beantwortete unser Experte Dr. med. Ulrich Enzel eure Fragen.
Eine klinisch sich nicht auswirkende, rasch reversible Thrombozytopenie (evtl.!) im Anschluss an die Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff sollte Anlass geben zu einem ausführlichen, gut dokumentierten Beratungsgespräch mit dem Patienten zur Entscheidungsfindung bezüglich der Zweitimpfung. Eine zwingende Kontraindikation für den erneuten Einsatz desselben Impfstoffes ist nicht gegeben.
In der Tat stellen die mutationsbedingten Änderungen des „Andock“-Spike-Proteins das zentrale Kriterium z.B. für deren unterschiedliche Infektiosität dar. Ziemlich sicher nicht die unterschiedlichen Risikoprofile, aber sehr wohl die Unterschiede in der Schutzwirkung erklären sich – eventuell mit/zentral - aus diesen Unterschieden. Hier laufen ja derzeit noch umfangreiche Studien.
Derzeit kann die Frage von Auffrisch-Impfungen noch nicht beantwortet werden. Diese wird zentral von der Entwicklung weiterer Virus-Mutanten abhängen. Ein Impfschutz besteht – nach den vorliegenden serologischen wie epidemiologischen Untersuchungen – auch bei Senioren weit über 180 Tage hinaus.
Die Fachgesellschaften sind sich hier einig: in jedem Fall zur Impfung raten, v.a. zum Schutz der Mutter. Zwar gehen sicher AKs mit der Muttermilch auf das Baby über. Über deren Schutzwirkung können aber keine gesicherten Aussagen gemacht werden. Schaden können sie sicher nicht!
Zu Long Covid liegen mir hierzu keine gesicherten Erkenntnisse vor. Ziemlich fest gesichert ist aber, dass ein Einsatz von z.B. Dexamethason in der Akut-Phase deren Verlauf i.d.R. positiv beeinflussen kann.
Nach meiner Kenntnis liegen hierzu keine gesicherten Daten vor, dürften auch – bei individuell wohl unterschiedlicher Virus-Empfänglichkeit – kaum standardisiert zu ermitteln sein.
Zu dieser Frage hat meines Wissens weltweit noch keine der zuständigen Instanzen eine Stellungnahme abgegeben. Ich rechne eher – in Abhängigkeit von der recht wahrscheinlichen Entwicklung immer geringer durch die bisherigen Impfstoffe abdeckbarer Mutanten – mit einer „Booster-Impfung für alle“ (im Herbst/Winter?) mit entsprechend weiter entwickelten/adaptierten Impfstoffen.
Die Reaktion unseres Immunsystems überwiegend im spezifischen T-Zell-Bereich relativiert diese Frage. Wahrscheinlich spielt die humorale Abwehr nur eine geringe, evtl. initial wichtige/ passagere Rolle in der Abwehr dieses Covid-19-RNA-Virus. Wahrscheinlich haben daher diese in-vitro Sequenzierungen nur eine geringe Korrelation zum gesamtheitlich wirksamen Abwehrgeschehen.
Epidemiologische Untersuchungen zeigen hier bisher eine mangelnde Korrelation zwischen allen Tests und der – zumeist weit länger anhaltenden – Schutzwirkung auf. Sicher sind LTT-Tests hier aussagekräftiger, als alle serologischen Untersuchungen, aber erst weitere epidemiologische follow-ups werden hier zur Erkenntnis sicherer Korrelationen verhelfen können.
Hinweis: Alle Antworten basieren auf dem aktuellen Wissensstand unserer Experten. Sie sind als subjektive Einschätzung und nicht als Handlungsempfehlung zu verstehen.