KRAS-Mutationen sind unter Onkologen berüchtigt: Sie sind besonders häufig, galten bislang aber als therapieresistent. Jetzt ist der Durchbruch gelungen.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat Lumakras© (Sotorasib) als erste zielgerichtete Behandlung für bestimmte Lungenkrebspatienten zugelassen. Die oral verfügbare Therapie soll bei Patienten eingesetzt werden, bei denen bereits eine andere Therapie versagt hat und bei denen die KRAS-G12C-Mutation vorliegt. Onkologen sprechen schon jetzt von einem Durchbruch, die Behandlung weiterer Krebsarten mit dem Inhibitor könnte folgen.
Bei KRAS (Kirsten-Rat-Sarcoma-Gen) handelt sich um eine GTPase, die als zentrales Element in einer Reihe von Signaltransduktionswegen an der Regulierung von Zellwachstum und Differenzierung beteiligt ist. Kleine Mutationen im Gen und daraus resultierende Veränderungen im KRAS-Protein sorgen dafür, dass der Wachstumsschalter in den Zellen permanent auf „Ein“ geschaltet ist.
KRAS-Mutationen treten häufig auf und spielen daher die wohl prominenteste und auch gefährlichste Rolle unter den Onkogenen. Man schätzt, dass bis zu 25 % aller Krebserkrankungen auf KRAS-Mutationen zurückzuführen sind. Beim nicht kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC), für das Sotorasib nun zugelassen ist, weisen 13 % der Patienten die KRAS-G12C-Mutation auf. Bislang galten diese Tumoren als therapieresistent. Sotorasib zielt nun erstmals spezifisch auf die mutierte onkogene Kinase ab.
Der US-Zulassung liegen Zwischenergebnisse einer Phase-2-Studie zugrunde, die im NEJM veröffentlicht wurde. Insgesamt nahmen 800 Patienten mit 13 verschiedenen Tumorarten teil, die alle eine KRAS-G12C-Mutation aufwiesen. Für die Zulassung wurden die Daten von 124 NSCLC-Patienten ausgewertet, bei denen der Lungenkrebs lokal fortgeschritten oder metastasiert war. Die Patienten waren bereits mit einem Checkpoint-Inhibitor und/oder einer Chemotherapie vorbehandelt worden und erhielten nun einmal täglich 960 mg Sotorasib in einer oralen Formulierung oder Placebo. Auf den KRAS-Inhibitor sprachen 36 % der Probanden an. Bei ihnen schrumpfte der Tumor oder verschwand ganz. Bei 58 % hielt das Ansprechen mindestens sechs Monate lang an.
„KRAS-Mutationen gelten seit langem als resistent gegen eine medikamentöse Therapie und stellen einen echten ungedeckten Bedarf für Patienten mit bestimmten Krebsarten dar“, sagt Richard Pazdur, M.D., Direktor des Oncology Center of Excellence der FDA in einer Pressemitteilung. „Die heutige Zulassung ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer Zukunft, in der mehr Patienten einen personalisierten Behandlungsansatz erhalten werden.“
Im Dezember hatte der Hersteller Amgen die Zulassung in der EU beantragt. Hierzulande könnte der KRAS-Hemmer also auch bald zum Einsatz kommen.
Bildquelle: Ben Hershey, Unsplash