Der Vorwurf ist nicht neu: Private Trägerschaften von Krankenhäusern und Laboren dienen nur der Gewinnmaximierung. Was ist dran? Dazu gibt es jetzt neue Ergebnisse.
Während der Corona-Pandemie kam medizinischen Laboren in Deutschland endlich einmal geballte Wertschätzung entgegen. Aber während SARS-CoV-2 weiterhin prägend für den Alltag in Praxen, Krankenhäusern und auch Laboren bleibt, ebbt die Laborbegeisterung von Öffentlichkeit und Politik langsam ab. „Es besteht immer wieder die Gefahr von Diskussionen rund um die Strukturen im Labor“, so Cornelia Wanke, Geschäftsführerin der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM), auf einer Pressekonferenz.
Anlass der Konferenz war eine von der ALM in Auftrag gegebene Studie, die Klarheit zur Situation im Labor schaffen und neue Daten zum Thema liefern soll. Konkret ging es darum, einen möglichen Zusammenhang zwischen der Trägerschaft und der Qualität labormedizinischer Leistungen zu untersuchen. „Laborärzte haben zur Bekämpfung der Pandemie beigetragen, das war nur möglich, weil bestimmte Strukturen existieren. Parallel dazu flammte aber auch die Diskussion um eine Ökonomisierung der Medizin wieder auf und damit auch immer wieder die Frage, ob ein MVZ denn die richtige Lösung sei“, sagte Wolf Kupatt, Geschäftsführer des Amedes MVZ für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie. Es gehe vor allem darum, wer Eigentümer sein darf, wer ein MVZ gründen oder erwerben dürfe. Die Diskussion sei besonders bei den Laboren im niedergelassenen Bereich wichtig, denn diese seien bereits seit einiger Zeit in größeren MVZ-Strukturen organisiert, so Kupatt weiter.
Erstellt wurde die Studie vom Forschungsinstitut für Gesundheits- und Systemgestaltung (FIGUS) und vom Wissenschaftlichen Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG2). Das zentrale Ergebnis vorweg: In den untersuchten Laboren besteht kein Zusammenhang zwischen Trägerschaft und Qualität der erbrachten Leistungen. Und während die Wettbewerbsfähigkeit zwar immer wichtiger werde, habe spätestens die Pandemie gezeigt, wie leistungsfähig deutsche Medizinlabore sind, so die Autoren.
Auswahlkriterium für die berücksichtigten Labore war, dass mindestens ein Facharzt für Laboratoriumsmedizin am Standort arbeitet. Die 496 erfassten Labore wurden dann in Punkten wie Trägerschaft, Rechtsform und Eigentümer weiter systematisiert. Die Forscher fanden heraus, dass die GmbH als Rechtsform besonders oft vertreten ist.
Quelle:ALM e. V.MVZ-Labore stellen in ganz Deutschland die verbreitetste Praxisform dar, wobei zwei Drittel der MVZ die GmbH als Rechtsform wählen. Von den recherchierten Ärzten sind über 80 % in einem MVZ-Labor tätig, das entspricht etwa 7,5 Ärzten pro Labor. Insgesamt lasse sich sagen, dass laborfachärztliche MVZ-Labore regionenübergreifend den Großteil der laborfachärztlichen Versorgung sicherstellen, so die Autoren.
Problematisch war das Messen der Qualität labormedizinischer Leistungen. Wie die Studienautoren berichten, vernachlässigen bestehende Qualitätsbarometer wie IQTIG und QISA die Laboratoriumsmedizin. Die Forscher stellten daher eigene Qualitätsmerkmale auf Basis einer systematischen Literaturrechere auf.
Quelle: ALM e. V.
Auch das oft diskutierte Thema Private Equity wurde berücksichtigt. Das Ergebnis bleibt etwas schwammig, weitere Forschungsarbeit sei nötig, so die Autoren. „Für die Sicherstellung von Qualität, Effizienz und Innovation kann aus wettbewerbsökonomischer Sicht das Zulassen von Private Equity sinnvoll sein“, heißt es in der Studie. Die Auswirkungen auf die Versorgungsqualität seien aber noch unklar. Als Alternative schlagen die Forscher eine staatlich zur Verfügung gestellte Labormedizin vor.
Alexander Krauß (CDU) äußerte sich auf der Pressekonferenz dazu ablehnend, eine Verstaatlichung des Gesundheitswesens könne keine Lösung sein. „Private Equity hat eine Professionalisierung ins Gesundheitssystem gebracht und macht das System letzten Endes besser“, so Krauß. Privates Geld sei „kein Teufelszeug“ und sorge für eine wettbewerblich gesteuerte Vielfalt. Die Studie der ALM belege, dass die Patientenversorgung nicht schlechter werde und das sei die Hauptsache.
„Sonst müsste man hier über Änderungen nachdenken, oder auch, wenn ein MVZ marktbeherrschend wäre. Aber das gibt es schon allein durch das Kartellrecht nicht.“ Es sei außerdem für Mitarbeiter des Gesundheitswesens wie Laborärzte nicht verwerflich, für erbrachte Leistungen Geld zu verlangen: „Das ist keine ehrenrührige Diskussion, die wir hier führen.“ Der Status quo in deutschen Laboren solle daher auch politisch erhalten werden.
Bildquelle: National Cancer Institute, unsplash