Das Antidiabetikum Semaglutid wurde in den USA als Mittel zum Gewichtsmanagement zugelassen. Kommt bald eine Indikationserweiterung in der EU?
Adipositas ist schon jetzt eine der häufigsten Grunderkrankungen in den Industrieländern und die Fallzahlen steigen weiter. Das Risiko für Folgeerkrankungen wie Diabetes und kardiovaskuläre Komplikationen kann sich durch eine Gewichtsreduktion aber deutlich verringern. Doch nicht alle Patienten schaffen es, allein mit Ernhährungsumstellungen und Sport abzunehmen. Für sie könnte sich bald eine medikamentöse Therapie mit Semaglutid anbieten.
Das Antidiabetikum erweitert damit den bisher recht kleinen Katalog an Optionen zur pharmakologischen Behandlung von Übergewicht und Adipositas. An der größten von insgesamt vier Phase-III-Studien nahmen 1.961 Probanden ohne Diabetes, aber mit einem BMI von 30 oder mehr teil. Die Teilnehmer der Verumgruppe erhielten über 68 Wochen einmal wöchentlich Semaglutid (2,4 mg) und stellten zusätzlich ihren Lebensstil um (Ernährung, Aktivität). Primäre Endpunkte war die prozentuale Gewichtsänderung und eine Gewichtsreduktion von mindestens 5 %.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Die mittlere Gewichtsänderung von der Startwoche zu Woche 68 lag in der Semaglutid-Gruppe bei -14,9 % (Placebo: -2,4 %). Als geschätzten Behandlungsunterschied nehmen die Studienautoren -12,4 Prozentpunkte an (95 % Konfidenzintervall, -13,4 bis -11,5; P < 0,001). Teilnehmern der Verumgruppe gelang es häufiger, den Endpunkt von 5 % Gewichtsreduktion zu erreichen (1.047 Teilnehmer [86,4 %] vs. 182 [31, 5 %]). Einige Probanden nahmen sogar noch mehr ab (838 [69,1 %] vs. 69 [12 %] nahmen 10 % oder mehr ab, 612 [50,5 %] vs. 28 [4,9 %] nahmen 15 % oder mehr ab; P < 0,001 für alle Vergleiche).
Bezogen auf das Körpergewicht verloren die Semaglutid-Tester 15,3 kg, die Teilnehmer der Placebogruppe kam auf einen Verlust von 2,6 kg. (geschätzter Behandlungsunterschied, -12,7 kg; 95 % Konfidenzintervall, -13,7 bis -11,7). Probanden der Verumgruppe reduzierten außerdem ihre kardiometabolischen Risikofaktoren und berichteten häufiger von Verbesserungen körperlicher Funktionen. Als häufigste Nebenwirkungen wurden Übelkeit und Durchfall genannt, die aber mild bis moderat ausfielen und im Laufe der Studienzeit nachließen.
Die Autoren schließen, dass bei übergewichtigen oder adipösen Patienten eine wöchentliche Dosis von 2,4 mg Semaglutid, in Kombination mit einem angepassten Lebensstil, mit einer bleibenden, klinisch relevanten Reduzierung des Körpergewichts assoziiert war. In Deutschland ist der Arzneistoff auch unter dem Handelsnamen Ozempic® in der Indikation Typ-2-Diabetes bekannt, in den USA wurde der Wirkstoff jetzt zum Gewichtsmanagement zugelassen. Eine entsprechende Indikationserweiterung könnte auch in der EU bald folgen.
Die Studie haben wir euch hier verlinkt. Gesponsert wurde sie vom Ozempic®-Hersteller Novo Nordisk.
Bildquelle: Diana Polekhina, Unsplash