Er ist da – und mit ihm erneut der Ärger der Ärzte. Soll heißen: Spahn hat den digitalen Impfnachweis voreilig versprochen. In vielen Praxen bricht nun das Chaos aus.
Am Donnerstag ist der digitale Impfpass in Deutschland gestartet. In den App Stores ist die sogenannte Covpass-App zwar seit gestern erhältlich, das bedeutet jedoch nicht, dass alles reibungslos funktioniert. So werde der Nachweis fürs Smartphone nun Schritt für Schritt ausgerollt, wie der Bundesgesundheitsminister gestern erklärte.
Das Robert-Koch-Institut startete gestern außerdem die öffentliche Informationskampagne zum digitalen Impfzertifikat, zum Beispiel auf Twitter. Doch viele Ärzte scheinen auf das neue Projekt nicht vorbereitet zu sein.
Es scheitert wie so oft an der Technik. „Gerade kam in den Nachrichten, der digitale Impfnachweis käme heute“, twitterte gestern ein HNO-Arzt. „Naja. Unser Softwareentwickler für unser Praxissystem sagte uns: auf Seite des Bundes noch nichts fertig, daher keine Schnittstelle, kein Update … aber schön immer schön ankündigen.“ Ein Allgemeinmediziner kommentiert mit „Dito.“
Viele Patienten kontaktieren nun ihre Hausarztpraxen. „Wisst ihr, wie viele Leute heute in der Praxis angerufen haben, um ein Impfzertifikat zum Einscannen in die Corona-App ausgedruckt zu bekommen? Mehrere Dutzend. Dabei bekommen wir diese Software frühestens in drei Wochen. Irgendwo wurde veröffentlicht, es ginge ab sofort“, erzählt eine Userin.
„Ein Kollege von mir hat soeben mit dem Support des Impfzertifikat-Service telefoniert. Eine circa 16-jährige Mitarbeiterin hat über 15 Minuten versucht, ihm zu erklären, wie wenig Ahnung sie hat“, berichtet der Kinderdok. „Sie habe heute noch bis 22:00 Uhr Schicht. Am Ende habe sie geraten, morgen wieder anzurufen, da sei sie nicht mehr da. Wahre Geschichte.“
Zwar gibt es bereits eine RKI-Infoseite zum sogenannten Impfzertifikatsservice eine Web-Anwendung für Impfzentren, Arztpraxen und Apotheken. Doch zugänglich scheint sie in vielen Fällen noch nicht zu sein. „Finde den Fehler: Die Zugangsdaten dafür erhalten Sie von ihrer KV oder ihrem zuständigen IT-Dienstleister“, kommentiert ein User.
„Nein, Arztpraxen können noch keine QR-Codes für den digitalen Impfnachweis generieren. Schön wär's, aber das Update der Praxissoftware soll nach KV-Angaben erst Ende Juni spätestens zum 12. Juli erfolgen. Aber gut, dass überall gemeldet wird, es ginge ab heute. Danke für nichts“, formuliert ein Hausarzt seinen Ärger.
Ab Montag, dem 14. Juni soll laut ABDA dann auch Apothekenpersonal den digitalen Impfausweis ausstellen können, so der Plan. Wie gut das klappen wird, sehen wir dann nächste Woche.
Klingt schon mal gut: Auf der Pressekonferenz zum Thema Impfpass bat Spahn bereits darum, dass nun bitte nicht alle Bürger gleich am Montag in Praxen und Apotheken gehen sollten. Flächendeckend soll es den Nachweis nämlich erst bis Ende Juni geben. Zu Beginn stünden nur wenige ausstellende Anlaufstellen zur Verfügung.
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