Als natürliche Alternative zu PDE-5-Hemmern wird Ginseng nicht nur in Asien als Geheimtipp bei erektiler Dysfunktion gehypt. Betroffene versprechen sich viel von der Wunderwurzel – was ist dran?
Bei erektiler Dysfunktion (ED) verlassen sich einige Patienten auf große Versprechen einiger Hersteller vermeintlich natürlicher Potenzmittel. Weit vorne in der Beliebtheit liegen hier Ginsengpräparate, die besonders auf dem asiatischen Markt vertreten sind. Aber geht die Wirkung der Wurzel über einen bloßen Placeboeffekt hinaus? Das hat jetzt eine Metaanalyse eines internationalen Cochrance-Forschungsteams untersucht.
Für ihre Arbeit durchsuchten die Autoren verschiedene Datenbanken (unter anderem CENTRAL, MEDLINE, Embase, CINAHL und AMED) auf randomisierte oder quasi-randomisierte, kontrollierte Studien. Lediglich neun Studien mit insgesamt 587 mit milder bis moderat ausgesprägter ED im Alter zwischen 20 und 70 Jahren entsprachen diesen Kriterien. Follow-up-Daten fanden sich nur für einen kurzen Zeitraum von bis zu 12 Wochen.
Ginseng scheint, im Vergleich mit Placebo, bloß einen trivialen Effekt auf ED gemessen am International Index of Erectile Function (IIEF) zu haben. Auf der Skala von 1–30 (Version mit 15 Fragen), wobei ein höherer Wert bessere Funktion bedeutet, ergab sich minimaler klinisch wichtiger Unterschied (MCID) von 4 (mittlerer Unterschied 3,52, 95 % Konfidenzintervall 1,79–5,25, I² = 0 %; in drei Studien wenig belastbare Ergebnisse). Auch auf der Skala von 1–25 (Version mit 5 Fragen) ergab sich kein signifikanter Unterschied im Bezug auf Erektionsfähigkeit (mittlerer Unterschied 2,39, 95 % Konfidenzintervall 0,89–3,88, I² = 0 %; in drei Studien moderat belastbare Ergebnisse), woraus sich ein MCID von 5 ergibt.
Die Einnahme von Ginseng hat möglicherweise geringe Auswirkungen auf die persönliche Wahrnehmung der betroffenen Männer, eine Erektion zu bekommen und aufrechterhalten zu können. Studien, die Ginseng mit anderen Therapien bei ED, wie beispielsweise PDE-5-Hemmer verglichen, lagen nicht vor. Die Autoren schließen daraus, dass Ginseng im besten Fall subjektiv hilft, keinesfalls aber eine Alternative zu etablierten Arzneistoffen darstellt.
Hier könnt ihr die Studie im Ganzen lesen.
Bildquelle: Sebastian Huxley, Unsplash