MicroRNAs in Blutproben eignen sich mit heutiger Technik noch nicht zur Früherkennung von Hautkrebs sowie anderer Krebsarten. Die Analyse des „miRNomes“ – also der Gesamtheit aller MicroRNAs – im Serum gesunder Menschen ist gegenwärtig nicht sensitiv genug.
Um Krebs früh zu entdecken, suchen Forscher rund um den Globus nach Molekülen, die in Blutproben früh auf die Entstehung der Krankheit hinweisen könnten. In Gewebeproben können MicroRNAs zur Früherkennung von Krebs dienen. Doch funktioniert das auch bei der einfacher durchzuführenden Blutprobe?
Bisherige Studien widersprechen sich, weil meist nur zwei bis drei gesunde Personen als Kontrollgruppe genutzt wurden – viel zu wenige, angesichts der Tatsache, dass diese Molekülart auch sehr stark zwischen einzelnen Individuen variieren, teilweise sogar zwischen Mann und Frau und einige auch nach Tageszeit. Nicht jede Variation kann also als Hinweis auf Krankheit interpretiert werden. Die Forscher in Luxemburg wollten es genau wissen. In der Studie, die Dr. Stephanie Kreis vor allem mit Christiane Margue, Susanne Reinsbach und Demetra Philippidou durchführte, analysierten sie in etwa 100 Blutproben jeweils 1100 einzelne MicroRNAs. „Wir haben sehr viel Energie, Zeit und Geld in die technische Optimierung der MicroRNA-Messungen gesteckt und haben bei jedem Schritt die Qualitätskontrollen mehr oder weniger neu erfunden“, unterstreicht Kreis. Sogar ein neues bioinformatisches Verfahren haben die Forscher entwickelt, um instabile MicroRNAs auszusortieren. Nach rund zwei Jahren Arbeit ist so die weltweit erste Referenz über die meisten aller MicroRNAs im Blut gesunder Personen entstanden. Nun weiß man, welche dieser Moleküle in ähnlichen Mengen vorliegen und welche zwischen Individuen natürlich schwanken.
„Wir konnten auch herausfinden, dass manche Moleküle, die in anderen Studien als potentielle Biomarker gepriesen wurden, gar keine sein können, weil ihre Variation natürlich ist und nicht aufgrund einer Krankheit auftritt“, so Kreis. Zwar gibt es auch interessante Schwankungen, die auf Hautkrebs hinweisen – der hier analysierten Krebsart – doch diese seien im Blut bisher nur in den Endstadien verlässlich als Indikator nutzbar, wenn der Patient schon längst weiß, dass er krank ist. In wenigen Jahren, wenn die Nachweismethoden noch sensitiver geworden sind, werden MicroRNAs bei der Früherkennung von Krebs und anderen Krankheiten aber vermutlich eine große Rolle spielen. Originalpublikation: Comparison of a healthy miRNome with melanoma patient miRNomes: are microRNAs suitable serum biomarkers for cancer? Christiane Margue et al.; Oncotarget; 2015