Bei einer Infektion mit MERS-CoV oder SARS-CoV-2 läuft die Immunantwort ähnlich ab – egal ob bei Mensch oder Dromedar. Eine neue Studie analysiert die Krankheitsdynamik dieser zoonotischen Betacoronaviren.
Die COVID-19-Pandemie lenkte die Aufmerksamkeit erneut auf die Familie der Betacoronaviren – nur acht Jahre nach dem Auftreten des Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (MERS-CoV), eines anderen zoonotischen Betacoronavirus, als dessen Quelle Dromedare gelten. Während die Infektion bei Dromedaren mild verläuft, leiden Menschen oft an einem schweren Krankheitsverlauf mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 35 %.
Um diese Diskrepanz im Krankheitsverlauf besser zu verstehen, untersuchte nun ein internationales Wissenschaftsteam unter Leitung der Vetmeduni Vienna die Immunantwortgene (immune-response genes; IR-Gene) von Dromedaren – und zwar, inwieweit diese mit einer MERS-CoV-Infektion in Verbindung stehen. Das ist auch deshalb wichtig, da für den Menschen von MERS-CoV eine große Gefahr ausgeht, denn inzwischen wurde die MERS-CoV-Infektion bei Dromedaren in mehr als 25 Ländern auf allen Kontinenten außer Australien bestätigt.
Die Wissenschafter sequenzierten 100 IR-Gene von 121 Dromedaren, wobei die Proben an drei verschiedenen Standorten in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) entnommen wurden. Alle Dromedare wurden auf MERS-CoV-Antikörper untersucht, die eine (frühere) Infektion anzeigen, sowie auf das Vorhandensein des aktiven Virus. Die Prävalenz bei den untersuchten Tieren war enorm hoch, wie Studien-Erstautorin Sara Lado vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna erklärt: „Die meisten der 121 Dromedare trugen MERS-CoV-Antikörper in sich, wobei bereits Jungtiere ab einem Alter von zwei Monaten dem Virus ausgesetzt waren.“
Mittels eines Phänotyp-Genotyp-Assoziationstests identifizierten die Wissenschafter jene IR-Gene, die mit einer MERS-CoV-Infektion bei Dromedaren in Verbindung stehen könnten. Dazu Lado: „Wir identifizierten Kandidatengene mit wichtigen Funktionen in der erworbenen (MHC-Klasse I und II) und in der angeborenen Immunantwort (PTPN4, MAGOHB) und im Flimmerepithel der Atemwege (DNAH7). Einige dieser Gene wurden in früheren Studien mit der Virusreplikation bei SARS-CoV-1/-2 beim Menschen in Verbindung gebracht, andere spielen eine wichtige mechanische Rolle für das Flimmerepithel der Bronchien.“
Obwohl einige der nun mit MERS-CoV assoziierten Genvarianten zuvor mit SARS-CoV-1 und -2 sowie anderen Infektionskrankheiten der Atemwege in Verbindung gebracht wurden, sind laut den Forschern weitere genomische und funktionelle Analysen erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Wolfgang Hasselmann, Unsplash