In Deutschland ist die Zahl der Infektionen mit der Delta-Variante laut RKI-Bericht gestiegen. Warum das nur die halbe Wahrheit ist, lest ihr hier.
Der neue Variantenbericht des RKI ist da. Und er macht deutlich: Während die Alpha-Fälle (B.1.1.7) innerhalb der letzten zwei Wochen von 90 auf 86 Prozent gesunken sind, ist bei Delta in diesem Zeitraum ein Anstieg von 3 auf 6 Prozent zu verzeichnen. Doch dieser erste Blick auf die Zahlen täuscht – zumindest ein wenig.
Denn insgesamt gehen die Infektionszahlen zurück – und zwar bei allen Varianten. „Die Gesamtzahl der Delta-Infektionen ist stabil bzw. rückläufig. Daher ist das noch kein Hinweis auf erhöhte Infektionszahlen durch Delta“, wie etwa Immunologe Carsten Watzl betont.
„Die Anzahl der Delta-Fälle ist jetzt zwei Meldewochen in Folge gesunken (114 -> 75). Der Anteil steigt aber, weil Alpha-Fälle im gleichen Zeitraum eingebrochen sind (3241 ->1052). Kann man überhaupt davon sprechen, dass Delta sich aktuell ‚ausbreitet‘ (wie manche Medien es tun)?“ fragt Statistiker Christoph Rothe.
Der relative Anteil an Delta steigt im Vergleich zu den anderen Varianten also nur deshalb, weil Alpha im Moment so schnell sinkt. Trotzdem: Die Tendenz geht nach oben, ist Virologe Marco Binder sicher, der Rothes Frage so beantwortet: „Ja, das stimmt, ‚Ausbreitung‘ assoziiert man tendenziell wirklich mit einem Anstieg der Absolutzahlen. Ich denke, es ist dennoch berechtigt, davon zu sprechen, da es wohl vermehrt zu Ausbrüchen kommt ohne erkennbaren Bezug zu Reiserückkehr oder ähnlich klaren externen Einträgen.“
Experten halten es deshalb für wahrscheinlich, dass die Delta-Variante die derzeit noch dominierende Alpha-Variante früher oder später ablösen wird.
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