In einer Studie verglichen Experten Kartierungen zu Brutvogelarten mit Daten von 1969. Ein Ergebnis: Die Artenvielfalt hat deutlich abgenommen. Doch es gibt auch positive Überraschungen.
Ein Team der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft (OAG) und der Universität Bonn hat eine Vergleichsuntersuchung zu Brutvogelarten im Bonner Stadtteil Dottendorf durchgeführt. Dabei verglichen sie aktuelle Daten mit denen einer Kartierung aus dem Jahr 1969.
„Die Unterschiede zwischen diesen beiden Kartierungen sind überraschend”, fasst Dr. Stefan Abrahamczyk der Uni Bonn das Ergebnis zusammen. Kamen 1969 noch 57 Brutvogelarten in Dottendorf vor, waren es 2019 nur noch 39. Insgesamt verschwanden 22 Arten und vier neue kamen hinzu.
„Lokale Besonderheiten gehen verloren und mit ihnen die spezialisierten Arten”, sagt Abrahamczyk. Vielfach überlebt nur eine geringe Zahl anpassungsfähiger Arten, diese aber in hoher Dichte. „Man spricht in diesem Zusammenhang von biologischer Homogenisierung”, ergänzt Darius Stiels, vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig.
Nachtigall oder Wendehals kamen 1969 noch in seltenen Fällen vor, 2019 waren sie ganz verschwunden. Aber auch ehemals häufige Arten wie Feldsperling oder Gartenrotschwanz wurden nicht mehr beobachtet.
Der Verlust dieser Arten sei einerseits mit dem Rückgang von Offenlandlebensräumen zu erklären. Andererseits nahmen aber auch viele Gebäudebrüter, wie Mauersegler oder Mehlschwalbe, ab oder verschwanden ganz, was wahrscheinlich mit dem Verlust von Brutplätzen begründet werden kann. Auch der Klimawandel und neu auftretende Krankheiten sind Gründe für die Bestandsveränderung.
Eine deutliche Zunahme gab es dagegen bei den Waldarten, wie Ringeltaube, Mönchsgrasmücke oder Singdrossel. Vermutlich profitieren die typischen Waldbewohner von den sich verändernden Gärten: Viele Büsche und Bäume sind in den vergangenen Jahrzenten stark gewachsen und bilden damit einen geeigneten Lebensraum.
„Zu unserem großen Erstaunen konnten wir, trotz des massiven Verlustes der Artenvielfalt, weder einen Rückgang der Zahl der Brutpaare noch eine Abnahme der Biomasse feststellen“, sagt Darius Stiels, Vorsitzender der OAG. Seltenere Arten wurden offenbar durch Vertreter häufigerer Arten zahlenmäßig kompensiert. So war allein bei der Ringeltaube eine Zunahme von vier auf 58 Paare zu verzeichnen. „Diese Vögel haben erfolgreich Städte als Brutlebensraum erobert”, sagt Abrahamczyk. Das sei jedoch nur ein schwacher Trost für das Verschwinden vieler anderer Arten. Viele der lokal ausgestorbenen Arten sind auch großräumig gefährdet.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Die Originalstudie findet ihr hier.
Bildquelle: Feldsperling, Hans Glader.