Auch in diesem Jahr fand der ASCO, größter Krebskongress der Welt, bedingt durch die Corona-Pandemie rein virtuell statt. Spannend war's trotzdem: Hier meine drei Lieblingsstudien.
Auch bei initial vollständig resezierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen kommt es in vielen Fällen im weiteren Verlauf, trotz ggf. einer adjuvanten Chemotherapie, zu einem Rezidiv. Vor diesem Hintergrund setzte die IMpower010-Studie an. Hierbei handelt es sich um eine randomisierte Phase-III-Studie, welche den Immun-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab gegen Best Supportive Care (BSC) nach bereits adjuvanter Chemotherapie getestet hat. 1.005 Patienten wurden nach Abschluss ihrer platinhaltigen Chemotherapie 1:1 in einen Behandlungsarm mit 16 Zyklen Atezolizumab oder aber BSC randomisiert, der primäre Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben (disease-free survival, DFS).
Hier zeigte sich für die Stadien II–IIIA eine signifikante Verbesserung zugunsten der Behandlung mit Immuntherapie (42,3 vs. 35,3 Monate, HR 0.79). Erwartungsgemäß war dieser Effekt in jener Sub-Population mit einer PD-L1-Expression in ≥ 1 % der Tumorzellen nochmals ausgeprägter, wo das mediane DFS noch nicht erreicht wurde (HR 0.66). Zum Gesamtüberleben konnten zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Daten präsentiert werden. Nichtsdestotrotz haben diese Ergebnisse das Potential, die künftige adjuvante Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms zu verändern.
Die im Rahmen der diesjährigen plenary session vorgestellte OlympiA-Studie ist eine randomisierte, doppelt verblindete Phase-III-Studie, welche den Einsatz des Parp-Inhibitors Olaparib bei Patientinnen mit einem frühen Hoch-Risiko-, HER2-negativen Mammakarzinom und einer Keimbahn BRCA-Mutation evaluierte. Für die Behandlung BRCA-positiver Patientinnen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs ist Olaparib schon seit 2019 zugelassen.
Die 1.836 in die OlympiA-Studie eingeschlossenen Patientinnen hatten vor bzw. nach lokaler Behandlung bereits eine adjuvante oder neoadjuvante Therapie erhalten und wurden 1:1 zu einer Behandlung mit Olaparib oder einem Placebo randomisiert. Die investigative Therapie war hierbei ganz offensichtlich überlegen, sodass nach einem medianen Follow-Up von 2,5 Jahren eine Entblindung der Daten empfohlen wurde: Der Parp-Inhibitor zeigte ein signifikant verbessertes invasive disease-free survival (IDFS; HR 0.58, p < 0.0001) und distant disease-free survival (DDFS; HR 0.57, p < 0.0001).
Das Gesamtüberleben war unter Olaparib ebenfalls verbessert, allerdings nicht signifikant (HR 0.68, p = 0.024). Diese insgesamt beeindruckenden Daten haben seitens der ASCO zu einem kurzfristigen Update der Guidelines hinsichtlich des nun empfohlenen adjuvanten Einsatzes von Olaparib in diesem Patientenkollektiv geführt.
Bereits im vergangenen Jahr wurden auf dem ASCO 2020 erste Daten der KEYNOTE-177-Studie in der sogenannten plenary session vorgestellt (hier habe ich darüber geschrieben). Hier konnte gezeigt werden, dass eine Therapie mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab verglichen mit Chemotherapie das progressionsfreie Überleben (PFS) bei Patienten mit einem hochgradig mikrosatelliten-instabilen, metastasierten Kolonkarzinom signifikant verbessert.
In diesem Jahr wurden nun auch die Ergebnisse zum Gesamtüberleben präsentiert. Dieses erscheint unter der Immuntherapie mit einem nicht erreichten Median vs. 36,7 Monate (HR 0.74, p = 0.0359) ebenfalls verbessert, erreicht jedoch leider nicht das vorher spezifizierte Signifikanzniveau. In diesem Zusammenhang zu erwähnen ist jedoch sicherlich die relativ hohe Crossover-Rate aus dem Chemotherapie-Arm, d. h. der Anteil jener Patienten, welche inner- oder außerhalb der Studie auf eine Immuntherapie gewechselt sind. In der relevanten Intention-to-treat-Gruppe waren dies 60 % der Patienten, sodass das gute Gesamtüberleben des Chemotherapie-Arms hierdurch sicherlich mit beeinflusst wurde.
Nichtsdestotrotz wird Pembrolizumab in diesem speziellen Patientenkollektiv sicherlich weiterhin die Erstlinien-Therapie der Wahl sein. Offen bleibt u. a. die Frage nach der anschließenden Therapie in der Zweitlinie, also bspw. inwiefern diese Patienten nach Versagen der Immuntherapie auf eine konventionelle Chemotherapie ansprechen. Dies werden weitere Studien klären müssen.
Quellen
Bildquelle: Clay Banks, Unsplash