Vitamin-D-Substitutionen liegen gerade im Trend und werden fleißig verordnet. Eine Übersichtsarbeit zeigt aber nun, dass dies in bis zu 50 Prozent der Fälle kontraproduktiv ist. Vitamin D kann nur in Verbindung mit ausreichend Magnesium im Körper wirken.
Das Hauptproblem bei der Vitamin-D-Einnahme besteht darin, dass die Patienten – und auch viele der verschreibenden Ärzte – nicht wissen, wie das Hormon im Körper weiter verstoffwechselt und aktiviert wird. Alle Enzyme des Vitamin-D-Stoffwechsels benötigen Magnesium als wichtigsten Cofaktor. Somit hilft Magnesium dabei, das Vitamin D im Körper zu aktivieren und die Phosphat- und Calcium-Homöostase auf diese Weise zu regulieren. Fehlt Magnesium, auch wenn Vitamin D über eine Supplementierung ausgeglichen wird, kann dies ernsthafte Folgen für die Patienten haben, so die Autoren der kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit „Role of Magnesium in Vitamin D Activation and Function“. Wird Vitamin D ergänzt und dem Körper fehlt Magnesium, wird es inaktiv gespeichert, aber kann dennoch den Calcium- und Phosphatgehalt des Blutes steigern. Es drohen dann Kalzifikationen der Gefäße und Deformationen des Skelettes. Auf der anderen Seite regt Vitamin D die Aufnahme von Magnesium im Darm an. So zeigte sich beispielsweise bei gut eingestellten Diabetikern, welche für sechs Monate täglich 2.000 IU Vitamin D3 supplementierten, dass die Magnesiumwerte im Blut ebenfalls signifikant anstiegen.
Für Männer über 31 Jahre werden derzeit etwa 420 mg Magnesium pro Tag empfohlen, für Frauen über 31 Jahre 320 mg. Die westliche Standard-Diät bietet jedoch nur etwa die Hälfte des benötigten Magnesiums, sodass es häufiger zu einem Magnesiummangel kommen kann. In den vergangenen Jahrzehnten nahm der Gehalt der Nahrung an Magnesium, aber ebenso an Vitamin D, kontinuierlich ab. Schuld daran sind neben einer industrialisierten Landwirtschaft vor allem auch die veränderten Ernährungsgewohnheiten. Aus Studien geht hervor, dass die Magnesiumaufnahme in Populationen, welche sich hauptsächlich von verarbeiteten Nahrungsmitteln ernähren, geringer ist. Diese Speisen sind arm an natürlichen Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen, dafür aber umso reicher an Zucker, Fett und Phosphatgruppen. Zu den Nahrungsmitteln, die hingegen traditionell als sehr magnesiumreich gelten, gehören u. a. Mandeln, Bananen, Bohnen, Brokkoli, Fischöl, Milch, Sonnenblumenkerne sowie Sesam. Wer sich also ausgewogen und magnesiumreich ernährt – so die Ansicht der Autoren – reduziert sein Risiko für einen Vitamin-D-Mangel und benötigt dementsprechend auch weniger Supplemente.
Magnesium ist ein wichtiger Cofaktor des Vitamin-D-Stoffwechsels und hängt andererseits auch von der Vitamin-D-Aktivität ab, um im Darm selbst besser resorbiert zu werden. Die Dysregulation einer der beiden Spieler kann zu verschiedenen Funktionsstörungen und Krankheitsbildern führen, zum Beispiel zu Skelettdeformationen oder kardiovaskulären Erkrankungen. Ebenso scheint ein Zusammenhang zwischen Magnesium und Vitamin D sowie dem metabolischen Syndrom zu bestehen. In Zukunft wird es vermehrt darum gehen, herauszufinden, inwieweit eine unterstützende Magnesium-Supplementierung Patienten mit Vitamin-D-Mangel helfen kann, um Folgeschäden am Skelettsystem oder im Stoffwechsel der Betroffenen zu vermeiden. Ganz besonders wichtig ist jedoch, dass sich Patienten mit Vitamin-D-Mangel möglichst ausgewogen ernähren und viel frisches Obst und Gemüse zu sich nehmen, das magnesiumreich ist. Verarbeitete Lebensmittel sollten dementsprechend reduziert werden. Quelle: Role of Magnesium in Vitamin D Activation and Function. Anne Marie Uwitonze et al.; The Journal of the American Osteopathic Association, doi: 10.7556/jaoa.2018.037; 2018