Welche Plättchenhemmer sollten Stent-Patienten erhalten – Aspirin oder Clopidogrel? Eine aktuelle Studie zeigt, welcher Wirkstoff die Nase vorne hat.
Eine Monotherapie mit Clopidogrel ist einer Aspirin-Monotherapie für die langfristige Aufrechterhaltung des Stents bei Patienten nach einer perkutanen Koronarintervention (PCI) überlegen. So lauten die Ergebnisse der randomisierten HOST-EXAM-Studie. Nach 2 Jahren führte die chronische Erhaltungstherapie mit Clopidogrel zu einer 30-prozentigen Reduktion von Todesfällen, Herzinfarkten, Schlaganfällen oder schweren Blutungen. Die südkoreanische Studie ist nun in The Lancet erschienen.
Stent-Patienten: Clopidogrel besser als Aspirin
In der Studie wurden 5.436 Patienten aufgenommen, die einen Koronarstent erhalten hatten. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 63 Jahre, 75% waren Männer, 34% hatten Diabetes und 13% eine chronische Nierenerkrankung. Nachdem die Patienten eine 6- bis 18-monatige duale antithrombozytäre Therapie (DAPT) ohne unerwünschte Ereignisse absolviert hatten, wurden sie nach dem Zufallsprinzip einer Erhaltungstherapie mit Clopidogrel oder Aspirin zugewiesen.
Der primäre kombinierte Endpunkt war definiert als Tod jeglicher Ursache, Herzinfarkt, Schlaganfall oder schwerem Blutungsereignis innerhalb von 2 Jahren nach Studienbeginn. Dieser trat bei 5,7 % der Patienten unter Clopidogrel und 7,7 % der Patienten unter Aspirin auf. Zusätzlich zum primären Endpunkt trennten die Forscher Blutgerinnungsereignisse – Tod, Herzinfarkt, Wiederaufnahme ins Krankenhaus wegen eines akuten Koronarsyndroms oder eines Blutgerinnsels im Stent – von allen Blutungsereignissen und analysierten sie als sekundäre Endpunkte.
Sie fanden heraus, dass Blutgerinnungsereignisse bei 3,8 % der Patienten auftraten, die Clopidogrel einnahmen, verglichen mit 5,6 % der Patienten, die Aspirin einnahmen; Blutungsereignisse wurden bei 2,3 % der Patienten in der Clopidogrel-Gruppe gesehen, verglichen mit 3,3 % der Patienten in der Aspirin-Gruppe. Alle diese Unterschiede zwischen den Gruppen waren statistisch signifikant.
„Diese Daten bestätigen unsere Arbeitshypothese, dass eine langfristige antithrombozytäre Monotherapie mit Clopidogrel zu besseren Ergebnissen führt als Aspirin bei Patienten, die 1 Jahr nach dem Koronar-Stenting frei von unerwünschten Ereignissen sind“, kommentiert Dr. Hyo-Soo Kim. Er merkt weiter an: „Allerdings ist der optimale einzelne Thrombozytenaggregationshemmer für die langfristige Erhaltungstherapie über die Dauer der DAPT hinaus bisher unklar.“ Er fügte hinzu, dass Ärzte in der klinischen Praxis Patienten bis zu 18 Monate lang auf DAPT halten können, je nach dem Grad des Gerinnungsrisikos der Patienten.
„Diese Ergebnisse bestätigen, dass Clopidogrel Aspirin bei der Reduzierung der Häufigkeit von Blutgerinnungsereignissen überlegen ist“, so Dr. Kim weiter. „Interessant ist, dass Clopidogrel auch bei der Reduzierung von Blutungsereignissen besser abschnitt als Aspirin.“ Dass ein Thrombozytenaggregationshemmer besser ist als der andere, wenn es darum geht, sowohl Gerinnungs- als auch Blutungsereignisse zu reduzieren, wurde laut Kim auch in anderen Studien beobachtet. Dies deute darauf hin, dass thrombotische und blutende Ereignisse eng miteinander verbunden sind. „Wenn Patienten zum Beispiel eine Blutung erleiden, setzen sie die Thrombozytenaggregationshemmer ab, was dazu führt, dass sie thrombotische Ereignisse erleben“, erklärt Dr. Kim.
Bildquelle: cottonbro, pexels