Zuletzt hatte Remdesivir in Covid-Studien enttäuscht. Jetzt gibt es neue Daten: Das Medikament scheint sich nun doch signifikant auf die Sterblichkeit auszuwirken.
Das antiviral wirksame Remdesivir wird seit Februar 2020 in der klinischen Erprobung zur Behandlung einer COVID-19-Infektion eingesetzt. Über den Pandemiezeitraum wurden Sonderzulassungen für das ehemalige Ebola-Medikament in der EU, Japan und USA erteilt. Seit dem 1. Juni wurde das Medikament offiziell auf dem deutschen Markt eingeführt. In einem Fachkongress für Infektiologen wurden nun neue Wirksamkeitsdaten präsentiert.
Remdesivir ist ein Prodrug, was im Organismus als Remdesivir-Triphosphat wirkt und anstelle von ATP in die entstehende Virus-RNA eingebaut wird. Somit kann die Virusvermehrung gestoppt werden. Demnach lohnt sich die Anwendung insbesondere in der Frühphase einer Infektion. Zu den potentiellen Nebenwirkungen gehören ein Anstieg der Transaminasen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Hautausschlag. Zudem wurde kürzlich Bradykardie als Nebenwirkung aufgenommen.
Der Einsatz erfolgt derzeit zur Therapie von COVID-19-Patienten ab zwölf Jahren, die an einer Pneumonie leiden und auf zusätzliche Sauerstoffzufuhr angewiesen sind. 200 mg des Medikaments werden intravenös am ersten Tag der Behandlung verabreicht. Anschließend folgt eine Therapie mit 100 mg täglich für vier bis neun Tage.
In der internationalen, multizentrischen, doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten ACTT-1-Studie konnte gezeigt werden, dass diese Therapieform bei bestimmten Patienten krankheitsverkürzend wirkt. Insgesamt wurden dazu 1.063 hospitalisierte Probanden untersucht, bei denen die Besserung der Erkrankung im Mittel elf Tage statt 15 Tage in der Placebo-Gruppe betrug. Die Besserung wurde mit einer Entlaussung aus dem Krankenhaus oder einer Einstellung der zusätzlichen Sauerstoffzufuhr verbunden. Insbesondere schwer Erkrankte profitierten von der Behandlung, denn ihre Besserung erfolgte im Schnitt in 12 Tagen, hingegen kamen in der Placebo-Gruppe 18 Tage dafür auf. Bei leicht bis mittelschwereren Verläufen gab es keine signifikanten Unterschiede in der Besserung und betrug im Schnitt 5 Tage.
Die ACTT-1-Studie konnte in der 29-Tage-Mortalität jedoch keine signifikanten Ergebnisse liefern: So betrug sie unter den Probanden 11,6 % und in der Placebo-Gruppe 15,4 %. Die Autoren folgerten daraus, dass die Therapie mit Remdesivir allein vermutlich nicht ausreiche und in künftigen Studien verschiedene antivirale Substanzen kombiniert werden sollten.
Im virtuellen Kontgress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) wurden hingegen Daten aus dem Lean European Open Survey on SARS-CoV-2 infected patients (LEOSS) präsentiert, die eine Besserung in der Mortalität für Patienten aufzeigte, die sich in der kritischen Phase der COVID-19-Infektion unter Sauerstoffzufuhr befanden und eine Remdesivir-Behandlung bekamen. In der Analyse wurden 459 Probanden untersucht zu den 918 Kontrollen gepaart wurden. Dabei lag die Mortalität in der Remdesivir-Gruppe bei 8,3 % und in der Kontrollgruppe bei 16,3 %, wodurch ein signifikanter Unterschied belegt werden konnte. Jedoch gibt es noch keine offizielle Publikation in einem wissenschaftlichen Journal.
Zu berücksichtigen ist, wann eine Anwendung von Remdesivir angebracht ist. Bei schlechter Nierenfunktion (eGFR unter 30 ml/min) ist es nicht empfehlenswert. Zudem sollte die Leberfunktion vor und während der Therapie überwacht werden, denn wenn der Wert der Alanin-Aminotransferase (ALT) mehr als das 5-fache der normalen Obergrenze beträgt, ist eine Anwendung von Remdesivir nicht ratsam.
Zudem können Patienten auch auf die Infusion selber reagieren, worauf besonders vom behandelnden Personal geachtet werden muss. Es wird ebenfalls von einer gleichzeitigen Gabe von starken P-gp-Induktoren wir Rifampicin abgeraten, da dadurch die Plasmakonzentration von Remdesivir gesenkt werden kann. Ausgeschlossen von dieser Empfehlung ist jedoch Dexamethason, das weiterhin angewandt werden darf.
Während einer Schwangerschaft wird der Einsatz von Remdesivir ebenfalls nicht empfohlen, außer es ist aufgrund des klinischen Zustands der Frau zwingend erforderlich. Während der Stillzeit muss abgewogen werden, wie erforderlich eine Behandlung mit Remdesivir ist oder ob diese unterbrochen werden muss.
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