Zur Vakzin-induzierten immunthrombotischen Thrombozytopenie gibt es mittlerweile einige Daten. Ein Forscherteam fasst Ergebnisse zur Entstehung und Diagnose zusammen und beschreibt die Behandlung von fünf Patienten mit Immunoglobulin.
Zur Bekämpfung der Pandemie werden weltweit Impfstoffe verabreicht, die hochwirksam sind, jedoch mit minimalen unerwünschten Wirkungen einhergehen können. Die sogenannte Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombozytopenie (VITT) ist ein neu definiertes Syndrom, das zur Gerinnselbildung an seltenen Stellen wie den Gehirn- oder Bauchgefäßen und zu einer verminderten Blutplättchenzahl führt. Die rechtzeitige Diagnose der impfinduzierten Thrombose ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Behandlung.
Kurz nach Bekanntwerden des Syndroms gelang es einem internationalen Forschungsteam, erste Richtlinien zur Erkennung, Diagnose und Behandlung von Patienten, die an dieser seltenen Impfkomplikation leiden, aufzustellen. Die Ergebnisse sind im Journal of Thrombosis and Hemostasis veröffentlicht.
Eine VITT erfordert eine sofortige klinische Erkennung, gefolgt von einer bestätigenden Labordiagnostik mithilfe spezieller Tests, die nur an wenigen Zentren durchgeführt werden. Unter der Ärztlichen Leitung von Professor Dr. Tamam Bakchoul etablierte das Zentrum für Klinische Transfusionsmedizin (ZKT) in Tübingen diese Tests in seinem Labor und bietet sie auch anderen Krankenhäusern und medizinischen Versorgungszentren an.
Erste Erfahrungen in der Diagnose und der Behandlung von Patienten, die thrombotische Ereignisse nach der SARS-CoV-2-Impfung entwickelten, zeigten, wie die Antikörper-vermittelte Aktivierung der Blutplättchen zur Entwicklung der VITT beiträgt.
Darüber hinaus wiesen die weiteren Untersuchungen darauf hin, dass die Aktivierung der Blutplättchen durch eine Immunglobulintherapie gehemmt werden kann, was für die Behandlung von Patienten mit VITT von großer Bedeutung sein kann. Für ihren Bericht untersuchte die Arbeitsgruppe um Dr. Karina Althaus acht Patienten (5 weiblich, 3 männlich) im Alter von 24 bis 53 Jahren, die sechs bis 20 Tage nach der SARS-CoV-2-Impfung eine VITT entwickelten. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in der Fachzeitschrift Haematologica publiziert.
In einer Folgestudie, die fünf Patienten miteinschloss, untersuchte Dr. Günalp Uzun mit Forschern der Arbeitsgruppe von Prof. Bakchoul die Wirksamkeit der Immunglobulintherapie bei Patienten mit VITT. Dabei zeigte sich, dass eine Immunglobulintherapie zusammen mit einer Antikoagulation (Medikamentengabe zur Hemmung der Blutgerinnung) die Thrombozytenzahl schnell erhöhen und eine Gerinnungsaktivierung hemmen kann, ohne dabei ein zusätzliches Risiko für eine Hirnblutung zu stellen. Die Ergebnisse der Studie sind in der medizinischen Fachzeitschrift Blood veröffentlicht.
Um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, kommen die Tübinger Forscher zu dem Schluss, dass der Einsatz einer Immunglobulintherapie als Behandlungsoption bei Patienten mit VITT empfohlen werden kann.
Die Originalpublikationen haben wir hier (Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3) für euch verlinkt.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Tübingen.
Bildquelle: Maxim Shklyaev, unsplash