Eine 73-Jährige kommt mit einem plötzlichen Hörverlust ins Krankenhaus. Da die Ärzte von einem Hörsturz ausgehen, entlassen sie die Patientin wieder. Doch am nächsten Tag wird sie erneut eingeliefert.
Eine 73-jährige Frau stellt sich mit einem plötzlich aufgetretenen beidseitigen Hörverlust sowie Schwindel und Erbrechen in der Notaufnahme eines Krankenhauses vor. Sie ist bei vollem Bewusstsein, der Blutdruck beträgt 147/72 mmHg, der Puls 78 bpm.
In ihrer medizinischen Vorgeschichte sind Hypertonie, Hyperlipidämie und Vorhofflimmern bekannt. Eine Antikoagulationstherapie hat sie vor etwa einem Jahr unterbrochen, da sie immer wieder unter Nasenbluten litt. Dysarthrie, Schwäche, Ataxie, Diplopie, Dysphagie oder ein Horner-Syndrom können die Ärzte nicht feststellen. Schließlich wird eine CT angeordnet.
Der Befund ist unauffällig und die Ärzte gehen von einem Hörsturz aus, weshalb sie die Patientin zunächst entlassen.
Am nächsten Morgen verschlechtert sich der Bewusstseinszustand der Frau jedoch dramatisch und sie wird bei einem GCS-Score von 7 ins Krankenhaus eingeliefert. Die allgemeine körperliche Untersuchung ist zunächst unauffällig und die Pupillenreflexe sind normal. Ihr Blutdruck liegt bei 170/90 mmHg, die Pulsfrequenz bei 80 bpm mit Vorhofflimmern.
Erneut ordnen die Ärzte eine bildgebende Diagnostik an – diesmal mit einem erschütternden Ergebnis. Die DWI-Sequenz der MRT zeigt akute multifokale Läsionen mit Beteiligung der bilateralen Kleinhirnhemisphären, des Pons sowie des hinteren Kreislaufs. Darüber hinaus zeigen sowohl MRT als auch CTA einen bilateralen Verschluss der V3-4-Segmente der Aa. vertebrales sowie einen Verschluss der Basilararterie.
Die Ärzte entscheiden sich für eine endovaskuläre Vorgehensweise. Nach der Intervention ist die Basilararterie vollständig reperfundiert, allerdings bleiben die Verschlüsse der A. cerebelli anterior inferior und der A. cerebelli superior bestehen. Postinterventionell ist die Patientin weiterhin komatös. CT-Aufnahmen zeigen einen großen Hirnstamminfarkt sowie eine nach oben gerichtete Herniation.
Die Patientin verstirbt schließlich am zweiten Tag nach der Aufnahme. Ihr unbehandeltes Vorhofflimmern in der Vorgeschichte und die aktuellen angiographischen Befunde lassen einen kardioembolischen Thrombus-induzierten Basilararterienverschluss vermuten.
Text- und Bildquelle: © Kinouchi et al. / Journal of Medical Case Reports
Bildquelle: Andraz Lazic, Unsplash