Eine akute kindliche Appendizitis erfordert eine sofortige Operation. Im Gegensatz zu Erwachsenen sollte die Appendizitis hier keinesfalls konservativ behandelt werden. So lässt sich einem schweren Verlauf vorbeugen, ohne auf ein CT-Monitoring zurückgreifen zu müssen.
Während bei Erwachsenen Bettruhe und Antibiotika als Therapieoption in Frage kommen können, stellen solche Vorgehensweisen bei Kindern keine Alternative zur Operation dar: „Abwarten ist in Anbetracht der möglichen schwerwiegenden Komplikationen keine Option“, sagt DGCH-Präsident Professor Dr. med. Peter M. Vogt. „Das operative Entfernen des Wurmfortsatzes in Vollnarkose dauert zwischen zwanzig und vierzig Minuten und ist nach über 130 Jahren Erfahrung unverändert die Therapie der Wahl“, sagt Professor Dr. med. Bernd Tillig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie. Denn alle bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die eine nichtoperative Blinddarmtherapie mit Bettruhe, Antibiotika und Abwarten als effektiv und sicher bewerten, stammen aus der Erwachsenenmedizin. In ihnen konnte das Stadium der Blinddarmentzündung dank dem Einsatz moderner CT-Geräte mit hoher Genauigkeit diagnostiziert werden. „Eine CT belastet den Körper jedoch mit Strahlen, sodass sie für Kinder nicht in Frage kommt“, erläutert der Berliner Kinderchirurg.
Die Blinddarmentzündung ist eine der gefährlichsten chirurgischen Erkrankungen des Bauchraums. „Am häufigsten erkranken Kinder im Schulalter daran, zwischen dem fünften und zwölften Lebensjahr“, erläutert Tillig. „Dabei gilt: Je jünger das erkrankte Kind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass bereits bei der Einweisung in die Klinik ein Blinddarmdurchbruch mit beginnender Bauchfellentzündung vorliegt“, ergänzt der Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am Vivantes Klinikum Neukölln. Mit der Perforation steigt auch das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie eine Sepsis. Aus diesem Grund raten die Kinderchirurgen bei dringendem Verdacht auf Appendizitis und Bekräftigung des Verdachts durch eine Ultraschalluntersuchung zur Operation. Es liegen derzeit keine belastbaren und aussagekräftigen Vergleichsstudien mit Kindern vor, die eine Änderung dieses Vorgehens begründen könnten.
Anlässlich des 132. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie