Die Geschichte der PAUL HARTMANN AG geht bis ins 19. Jahrhundert auf die Gründung eines Textilunternehmens durch Ludwig Hartmann im Jahr 1818 in Heidenheim an der Brenz zurück. Damals produzierte das Unternehmen noch Kappen, Strümpfe und Schnupftücher – und war auf den ersten Blick nicht mit dem heutigen, weltweit-agierenden Unternehmen vergleichbar. Wie gestaltete sich der Werdegang des kleinen Textilunternehmens aus Heidenheim?
Im Jahr 1843 übernahmen Paul Hartmann und seine beiden Brüder das Geschäft ihres Vaters, wobei es zur Aufteilung des Unternehmens auf die drei Geschwister kam. Paul Hartmann blieb dabei für die Heidenheimer Baumwollspinnerei verantwortlich und richtete das Unternehmen neu aus.1
Sein Sohn, Dr. Arthur Hartmann, berichtet ihm von seinen Kriegserlebnissen (Deutsch-Französischer Krieg 1870/1871) und verwies auf den Mangel an geeignetem Verbandmaterial für Verwundete. So bewegte er Paul Hartmann dazu, zunächst Verbandwatte und später auch Verbandmaterial zu produzieren. Durch die Zusammenarbeit mit Professor Victor von Bruns, einem Chirurgen aus Tübingen, konnte ein neuartiges Material entwickelt werden, das durch vorherige Entfettung und Bleichen saugfähig für Blut und Eiter wurde. Die „Bruns’sche Watte“ wurde 1873 das erste Mal in der Fabrik von Paul Hartmann hergestellt und vertrieben.1
Der erfolgreiche und innovative Unternehmer wurde auf eine Publikation des britischen Arztes Sir Jospeh Lister in der Fachzeitschrift „The Lancet“ aufmerksam. Dieser beschrieb, dass das Eintauchen des Verbandmaterials in Karbolsäure zur Keimreduktion führen kann.2 Durch detaillierte Anweisungen bezüglich der Produktion von Karbolsäure-behandeltem Verbandstoff seitens Joseph Lister („Lister’sches Verband“), entwickelte das Unternehmen in der Folge auch Catgut. Dabei handelte es sich um in Karbolsäure eingetauchte Fäden, die bei chirurgischen Eingriffen benutzt werden konnten. 1875 produzierte das Unternehmen dann auch erfolgreich Karbolsäure-imprägnierte Verbandwatte, Verbandgaze und Verbandjute, was einen rieseigenen Fortschritt für die damalige Krankenversorgung bedeutete.3
Mit der Zeit entwickelte sich Hartmann zu einem international-agierenden Unternehmen, das von seinen vielen Kooperationen und einem breiten Netzwerk profitierte – eine Eigenschaft, die auch noch heute ein Erkennungsmerkmal von Hartmann ist. So wurde 1882 die erste Fabrik im Ausland im italienischen Pavia gegründet. Bis 1910 folgten weitere Niederlassungen in Europa und den USA.3
Der 1. (1914-1918) und der 2. Weltkrieg (1939-1945) bedeuteten auch für Hartmann starke Einbußen und den Verlust von allen Auslandsstellen. Trotz der schwierigen Umstände konnte das Unternehmen noch zwischen den Kriegen einige Neuerungen auf den Markt bringen. Spezielle Wärmepflaster, schmerzarme Verbände für die Versorgung von Brandwunden und auch Kompressen mit der Salbe Branolin (heute HydroTac transparent) erweiterten die Produktpalette.3
Die Nachkriegszeit war für ganz Europa eine schwere Zeit, jedoch sollte es im Zuge der 1950er zum wirtschaftlichen Aufschwung kommen, sodass auch Hartmann seine Geschäfte, zunächst im Inland, ausbauen konnte. So wurden 1956 die Milchfilterfertigung und die Pflasterabteilung ausgebaut. 1964 brachte Hartmann den Verkaufsschlager „Einmalwindeln“ auf den Markt, die im Laufe der Zeit die Stoffwindeln ablösten. 1965 folgte eine Umlenkung des Unternehmens in den Konsumgütersektor. Hartmann produzierte nun auch Hygieneartikel wie Feuchtpflegetücher oder Wattestäbchen für den Alltagsbedarf.4
Die politische Lage in Europa stabilisierte sich, wodurch Hartmann ab 1972 wieder im Ausland investieren konnte. Das erste ausländische Werk nach dem 2. Weltkrieg wurde im elsässischen Châtenois errichtet. Es folgten weitere Expansionen zunächst in Europa, dann aber auch in Amerika und schließlich auf der ganzen Welt. Ab 1974 baute das Unternehmen neue Sektoren auf und stellte Produkte für den Risikoschutz bei Operationen und Materialien zur Inkontinenzversorgung her. In den 1980ern folgten dann weitere neue Produkte, wie moderne Fiberthermometer und Inkontinenz-Slips.4
Ab der Jahrtausendwende bis heute wurde das Unternehmen stetig größer und konnte dabei immer seiner Linie treu bleiben. Wie auch schon in der Vergangenheit ist Hartmann heute ein gut vernetzter Partner, der die Nähe seiner Kunden sucht. Hartmann ist mittlerweile in 35 Ländern auf der ganzen Welt vertreten und zählt über 10.000 Mitarbeiter. Die größten Sektoren sind dabei die Wund- und Inkontinenzversorgung, die Infektionsprävention und der OP-Bedarf. Auch nach über 200 Jahren steht Hartmann für erstklassige Qualität und hat das Ziel, die medizinische Versorgung voranzutreiben und dabei stets den Patienten und die Pflege im Fokus zu haben.4
Sie wollen mehr über Hartmann erfahren? Dann schauen sie gerne auf der Hartmann-Homepage vorbei.
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