Eine Beobachtungsstudie zeigt, wie wichtig Sport und Bewegung für Herzkranke ist. Die vielen positiven Nebeneffekte überraschten selbst die Forscher.
Herzkranke treiben aus Angst vor einem kardiovaskulären Ereignis häufig keinen Sport. Eine neue Beobachtungsstudie hat nun gezeigt, dass ein ärztlich überwachtes körperliches Training für Betroffene nicht nur sicher ist, sondern auch den Schweregrad der Herzschwäche verbessern kann.
Eine Forschungsgruppe der Uni Würzburg konnte zeigen, dass Patienten mit eingeschränkter Pumpleistung des Herzens erfolgreich ein wöchentliches Training absolvieren können und das Risiko von Herz-Kreislauf-Zwischenfällen gering ist. „Wir waren sehr vorsichtig. Das Training hätte sogar noch etwas intensiver ausfallen können“, bemerkt Erstautorin Prof. Güder.
Unter ärztlicher Aufsicht und nach professioneller Anleitung trainierten die herzkranken Studienteilnehmer Ausdauer, Kraft und Koordination. Vor jedem Training wurden die Basiswerte wie Blutdruck und Puls gemessen und somit die Trainingstauglichkeit geprüft. Während den Trainingseinheiten trug jeder Teilnehmer einen Aktivitäts-Tracker mit integrierter Pulsuhr. „Ein dekompensierter Patient ist natürlich nicht belastbar und sollte nicht am Training teilnehmen“, erklärt Dr. Christian Rost dar. Der Kardiologe setzt sich dafür ein, dass die Sporttherapie in ganz Deutschland auch für Herzinsuffizienzpatienten zugänglich gemacht wird.
Neben einem Herzultraschall und Belastungstests gab es einen Fragebogen zur Lebensqualität. Das Ergebnis war durchweg positiv: Nach einem Jahr halbierte sich der Biomarker für Herzinsuffizienz, der so genannte NT-proBNP-Wert. Die Auswurffraktion erhöhte sich von durchschnittlich 36 % auf 41 %. Die Leistungsfähigkeit und Aktivität im Alltag wurden maßgeblich verbessert und somit auch die Lebensqualität.
„Leider sind viele Herzkranke [...] während der Pandemie zuhause geblieben und haben sichtlich abgebaut“, berichtet Erstautorin Prof. Dr. Gülmisal Güder. Sie sieht die Pilotstudie der Uni Würzburg daher als eine Art Weckruf. „Werdet wieder aktiv! Trainiert Eure Kraft und Kondition! Und seid ruhig etwas mutiger! [...] Wir sind so begeistert von unseren Ergebnissen, dass wir in einer Folgestudie Patienten aktivieren möchten, die derzeit noch weniger belastbar sind und sich ausschließlich in der NYAH-Klasse III befinden“, berichtet Gülmisal Güder.
Es gibt bereits rund 6.000 Herzsportgruppen in Deutschland, die Studienautoren möchten mit dem erfolgreichen Übungsexperiment jedoch zeigen, wie wichtig ein Ausbau der risikoadaptierten Trainingsprogramme ist.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Würzburg. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Fitsum Admasu, unsplash.