In den letzten Monaten haben Standesvertreter viel darüber diskutiert, welche Leistungen zum Medikationsmanagement gehören. Jetzt liegen erstmals Zahlen zur Kostenentwicklung vor. Gesetzliche Krankenkassen müssen früher oder später weitere Budgets locker machen.
Es wird ernst: Im Zuge des geplanten E-Health-Gesetzes will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Patienten Anspruch auf einen Medikationsplan zusichern, falls sie fünf oder mehr Medikamente einnehmen. „Die Apothekerschaft hat in Modellprojekten wie ARMIN bereits wertvolle praktische Erfahrungen zur gemeinsamen pharmazeutischen Betreuung von Patienten durch Ärzte und Apotheker gesammelt. Diese bringen wir natürlich gerne in den weiteren Prozess ein“, sagt Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.
Ein Grundsatzpapier zeigt Apothekern auf, welche Tätigkeitsbereiche auf sie zukommen. Damit nicht genug: Um am ARMIN-Modell teilzunehmen, müssen sie eine achtstündige Fortbildung absolvieren. Genau hier liegt ein Knackpunkt: Wie hoch wird die Bundesapothekerkammer (BAK) die Messlatte anlegen? Der Spagat: Qualität sicherstellen, aber Pharmazeuten keine allzu großen Hürden in den Weg stellen. Zahlen vermissten Kollegen bislang.
Beim Pharmaziekongress hat Dr. Frank Diener, Generalbevollmächtigter der Treuhand Hannover, auf Basis betriebswirtschaftlicher Simulationen Details zur Kostenstruktur präsentiert. Er spricht – je nach Aufwand – von 37 Millionen bis zu 4,9 Milliarden Euro. Als Basis diente ihm ein übertarifliches Honorar von 40 Euro pro Stunde und Apotheker. Diener nimmt an, dass sieben Millionen Menschen bundesweit entsprechende Leistungen benötigen. Zu den Details: Setzt der Betriebswirtschaftler zwei Minuten pro Patient und Quartal an, kommt er zu 37 Millionen Euro bundesweit und 1.800 Euro pro Apotheke. Bei zwei Minuten pro Patient und Woche führt dies schon zu 485 Millionen Euro bundesweit und 24.000 Euro pro Apotheke. Nun sind zwei Minuten in der Tat relativ knapp bemessen. Grund genug für Frank Diener, als Vergleich mit 20 Minuten zu rechen. Eine Konsultation pro Quartal schlägt bundesweit mit 373 Millionen Euro (18.000 Euro pro Apotheke) zu Buche. Kommen Bürger einmal pro Woche, ist man bei 4,9 Milliarden Euro bundesweit (240.000 Euro pro Apotheke). Zum Vergleich: Im Jahr 2013 gaben gesetzliche Krankenkassen 4,5 Milliarden Euro für Apothekenhonorare aus. Aktuelle Zahlen der Treuhand Hannover haben sie bislang nicht kommentiert.
Dieners Kalkulationen bilden nur einen Teil der Wahrheit ab: Inhaber betreiben ihre Apotheke, um unternehmerisch Gewinn zu erwirtschaften. Hier ist von einem reinen Nullsummenspiel auf Basis von Personalkosten die Rede. Betriebskosten kommen noch mit hinzu. Je nach Apothekengröße kann sogar weiteres Personal erforderlich sein – in Zeiten des Fachkräftemangels kein einfaches Unterfangen.