Die Mangelernährung bei Bewohnern von Pflegeeinrichtungen ist ein großes Problem – mit teils gravierenden Folgen. Das soll sich mit einem neuen Forschungsprojekt ändern.
Ergebnisse des jährlich durchgeführten NutritionDay zeigen für 2018, dass etwa 37 % der Bewohner von Pflegeeinrichtungen mangelernährt waren oder ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung hatten. Die Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen, da nur eine begrenzte Anzahl von Einrichtungen teilnahm.
Zwar sinkt der Energiebedarf im Alter, allerdings bleibt der Bedarf der meisten Vitamine sowie Mineralstoffe ähnlich und der Proteinbedarf nimmt sogar zu. Folglich muss die Nahrung zunehmend qualitativ hochwertiger werden.
Geschmacks- und Geruchssinn nehmen im Alter ab, was zu einem nachlassenden Appetit führen kann. Weiterhin können psychische und soziale Veränderungen den Ernährungsstatus negativ beeinflussen. Trauer nach dem Tod des Partners, Verlust der eigenen Wohnung sowie der Eigenständigkeit und des gewohnten Umfeldes können zu erheblichen Einschränkungen im Ess- und Trinkverhalten führen.
Vermehrt im Alter auftretende Erkrankungen erhöhen das Risiko für eine Mangelernährung. Beispielsweise steigern entzündungsbasierte oder dementielle Erkrankungen den Energiebedarf. Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, sowie Kau- und Schluckstörungen, erschweren zudem die Aufnahme der Nährstoffe. Multimedikation kann eine Speichelbildung verringern, Mundtrockenheit und Geschmacksstörungen verursachen, sowie die Darmflora verändern und Lebensmittelunverträglichkeiten bewirken. Die Folge kann ein Teufelskreis von Nichtdeckung des Bedarfs an Nährstoffen, Gewichtsverlust und Krankheit sein. Das Fatale der Mangelernährung: Je älter der Mensch, umso schwerer ist es, dieses Defizit wieder auszugleichen.
Häufig wird auf einen Gewichtsverlust bzw. auf ein Absinken des Body-Maß- Index (BMI) geachtet, allerdings reichen diese Kriterien alleine nicht aus, um Mangelernährung zu diagnostizieren. Diese kann exemplarisch bei Übergewicht oder beim Vorliegen von Ödemen zunächst verborgen bleiben.
Mangelernährung kann zu vermehrten Wundheilungsstörungen und Infektionen führen und so das Risiko für Sepsis, Nierenversagen, Myokardinfarkt oder Pneumonie signifikant steigern.
Ein schlechter Ernährungsstatus im Alter ist somit mit steigender Morbiditäts-, Komplikations- bis hin zu einer erhöhten Mortalitätsrate verbunden. Nicht zuletzt ist die Lebensqualität stark negativ beeinträchtigt. Daher ist es wichtig, dem Thema Mangelernährung mit geschultem Blick und Kompetenz zu begegnen, um dem Risiko frühzeitig entgegenwirken zu können.
Derzeit gibt es noch ein unzureichendes Qualifizierungsangebot für Pflegepersonal. Genau hier setzt das Forschungsprojekt EfA (Ernährung fürs Alter) der Europäischen Fachhochschule (EUFH) an. EfA möchte mit einem Schulungskonzept für Personal von Pflegeeinrichtungen deren Wissen zu Ernährung im Alter, diagnostischen Mitteln sowie Prävention und Therapiebegleitung der Mangelernährung erhöhen. Langfristig soll durch Sensibilisierung von Fachpersonal für das Thema Mangelernährung die gesundheitliche Situation geriatrischer Bewohner verbessert werden.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der Europäischen Fachhochschule.
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