Ein bösartiger Tumor kann überall im Körper Metastasen bilden, die die Heilungschancen häufig erheblich verschlechtern. Blutplättchen spielen dabei eine wichtige Rolle, denn sie interagieren mit den Tumorzellen und sondern ein Enzym ab, welches die Metastasenbildung einleiten kann.
Sind Menschen an einem bösartigen Tumor erkrankt, können sich überall in ihrem Körper Metastasen bilden. Die Forscher analysierten in einer vorklinischen Studie, wie sich die Zellen des Primärtumors in anderen Geweben ansiedeln und eine Metastase bilden. „Wir konnten nachweisen, dass bei diesem Prozess die Blutplättchen eine sehr wichtige und bisher unbekannte Rolle spielen“, erklärt Dr. Alexander Carpinteiro, Oberarzt der Klinik für Hämatologie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Zirkulierende Tumorzellen sind demnach zunächst kaum in der Lage, Metastasen zu bilden. Sie verteilen sich über die Blutbahnen im Körper und interagieren dabei mit den Blutplättchen. Diese werden dadurch angeregt das Enzym Saure Sphingomyelinase abzusondern. Das bewirkt wiederum auf der Membran der Tumorzellen die Bildung von Ceramid-Plattformen.
Darin können sich dann Integrine einlagern, die dabei gleichzeitig aktiviert werden. Dr. Carpinteiro: „Erst wenn all dies geschehen ist, können sich die zirkulierenden Tumorzellen an spezialisierte, flache Zellen in den Innenseiten der Blutgefäße anheften, den sogenannten Endothelzellen, und in ein anderes Gewebe auswandern, um dort schließlich Metastasen zu bilden.“ Die Wissenschaftler hoffen, diesen Mechanismus möglicherweise therapeutisch nutzen zu können. Denkbar wäre es, das Zusammenspiel von Tumorzellen und Blutplättchen medikamentös zu unterdrücken oder das Enzym Saure Sphingomyelinase zu hemmen, um die Metastasenbildung zu unterbinden. Originalpublikation: Regulation of hematogenous tumor metastasis by acid sphingomyelinase Alexander Carpinteiro et al.; EMBO Molecular Medicine, doi: 10.15252/emmm.201404571; 2015