US-Pharmazeuten lassen sich nicht länger für den Vollzug von Todesstrafen instrumentalisieren. Mehrere Verbände verabschiedeten Resolutionen gegen die Zweckentfremdung von Präparaten: ein wichtiges Zeichen, aber kein Hinderungsgrund, weiter Hinrichtungen durchzuführen.
US-amerikanische Behörden klagen über Lieferengpässe der besonderen Art: Nachdem in Strafvollzugseinrichtungen mit Todeszelle schon letztes Jahr Thiopental und Pentobarbital knapp geworden sind, suchen Behörden nach neuen Möglichkeiten. Der Hintergrund: Sowohl europäische als auch amerikanische Pharmakonzerne hatten die Belieferung von Justizbehörden mit Hinrichtungsgiften gestoppt. Medikamente sollten Menschenleben verbessern und nicht beenden, teilte beispielsweise der Pentobarbital-Hersteller Lundbeck mit. Und Fresenius hatte US-Händler vertraglich verpflichtet, kein Propofol für Exekutionen zu verwenden.
Kürzlich entdeckten Medienvertreter bei Behörden ein neues Schlupfloch. South Dakota, Pennsylvania oder Colorado ließen Apotheker Giftspritzen mit Thiopental oder Pentobarbital als Rezepturen herstellen. Sie umgingen den Boykott und traten gegenüber pharmazeutischen Herstellern nicht in Erscheinung. Wie NBC berichtet, sei die Qualität mancher Parenteralia zweifelhaft. Vor rund einem Jahr verstarb ein Straftäter nach 43-minütigen Todeskampf - eine neue Betäubungsmittel-Rezeptur war ungeeignet. Auch habe es schon Proteste gegen Pharmazeuten gegeben, so NBC. Kurz darauf stoppten Apotheken selbst weitere Lieferungen.
Die Sache wurde zum Politikum, und amerikanische Standespolitiker ergriffen das Wort. Der Berufsverband American Pharmacists Association (APhA) forderte Apotheker auf, keine Rezepturen für tödliche Spritzen anzunehmen. In einer Erklärung heißt es, die Beteiligung an Exekutionen stehe „der Rolle des Apothekers als Gesundheitsversorger fundamental entgegen“. Ähnliche Richtlinien kommen auch von der International Academy of Compounding Pharmacists (IACP). In diesem Verband engagieren sich Apotheker aus der Herstellung. Damit versiegt eine weitere Quelle für todbringende Substanzen.
Trotz dieser klaren Bekenntnisse werden Apotheker weitere Hinrichtungen nicht verhindern können. In Utah stimmte der Senat für die Wiedereinführung von Erschießungskommandos. Und ein Gouverneur aus Oklahoma dachte laut darüber, ob sich Stickstoff vielleicht eignen könnte. Fehlgeschlagene „Experimente“ aus den 1980er- und 1990er-Jahren interessieren da wenig. Vor wenigen Tagen wurde das entsprechende Gesetz unterzeichnet. Bleibt noch, „Good Old Sparky“ zu reaktivieren: den elektrischen Stuhl – ein Sinnbild inhumaner Tötungen.