Immuntherapien wecken im Kampf gegen Krebserkrankungen große Hoffnungen. Auch in der Gynäkologie sind sie angekommen, zuletzt mit Dostarlimab bei fortgeschrittenem Endometriumkarzinom.
In den vergangenen Jahren hat sich ein regelrechter Hype um die Immuntherapie bei onkologischen Erkrankungen entwickelt. Während die Therapieerfolge etwa bei Melanomen und nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen beeindruckend waren, stellte sich die Datenlage im gynäkologischen Bereich eher ernüchternd dar. Inzwischen haben sich immunonkologische Behandlungen auch in der Frauenheilkunde etabliert und bilden neben Operation, Bestrahlung, Chemotherapie und endokriner Therapie eine weitere Therapiesäule.
Vielversprechend ist die seit Juni zugelassenen Immuntherapie mit Dostarlimab (Jemperli®) beim fortgeschrittenen Endometriumkarzinom.
Mit jährlich etwa 10.470 Neuerkrankungen ist das Endometriumkarzinom die fünfhäufigste Krebserkrankung der Frau und die häufigste bösartige Erkrankung der weiblichen Genitalorgane. Eine von 50 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Gebärmutterkörperkrebs, von 200 Frauen verstirbt eine Patientin. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren, etwa 70 % der Karzinome werden in einem frühen Stadium entdeckt.
Das entscheidende Krankheitssymptom ist die postmenopausale Blutung, die häufig zu einer frühzeitigen Diagnose führt. In etwa 80 % der Fälle besteht eine Hormonabhängigkeit. Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, Bewegungsmangel, Diabetes, eine frühe Menarche und eine späte Menopause.
Goldstandard ist die Operation, neben Bestrahlung, Chemotherapie und endokriner Therapie in fortgeschritteneren Stadien. In den vergangenen Jahren wurde das Endometriumkarzinom, im Vergleich zum Mamma- oder Ovarialkarzinom, eher nur am Rande auf mögliche Systemtherapien erforscht. Das mag an der deutlich niedrigeren Gesamtinzidenz mit einer eher geringen Gesamtmortalität liegen, aber auch an fehlenden Optionen.
Das Endometriumkarzinom weist häufig eine Mikrosatelliteninstabilität (MSI) auf und führt damit zu einer erhöhten Immunogenität. In gesunden Zellen werden Abweichungen, die während der DNA-Replikation auftreten, durch den Prozess der Mismatch-Reparatur (MMR) korrigiert. Ist dieser Reparaturmechanismus gestört, können sich Fehler in der DNA anhäufen und karzinomatöse Zellen entstehen. Man spricht von Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR). Es bildet sich eine Mikrosatelliteninstabilität, die auf den defekten Reparaturmechanismus hinweist. Die hohe genetische Instabilität führt zu einer erhöhten Expression von Neoantigenen der Tumorzellen. Dadurch wandern vermehrt Lymphozyten in die Nähe des Tumorgewebes.
Mehr zur neuen Therapieoption lest ihr hier:
Manche Tumorzellen exprimieren nun spezielle Proteine und umgehen damit die Immunantwort. Damit werden zytotoxische Reaktionen gegen die Tumorzellen unterbunden. Ein Checkpoint-Inhibitor wie Dostarlimab blockiert diese krankhaften Abläufe und ermöglicht damit, dass das Immunsystem wieder gegen die Tumorzellen vorgehen kann.
Jemperli® ist zugelassen für Patientinnen mit rezidivierendem oder fortgeschrittenem Endometriumkarzinom, bei denen die Erkrankung während oder nach einer platinbasierten Therapie fortschreitet. Vor der Anwendung sollte der Tumorstatus auf Mikrosatelliteninstabilität und Defizite im Reparaturmechanismus (dMMR-/MSI-H-Tumorstatus) untersucht werden.
Die empfohlene Dosis beträgt 500 mg Dostarlimab intravenös alle drei Wochen über vier Zyklen. Daran schließen sich weitere Zyklen mit 1.000 mg Dostarlimab an, die alle sechs Wochen bis zur Krankheitsprogression oder inakzeptablen Toxizität gegeben werden können. Immunvermittelte Nebenwirkungen der inneren Organe, der Schilddrüse, der Haut und des Nervensystems werden beobachtet. Besonders Autoimmunerkrankungen können sich unter der Therapie verschlechtern. Werden die Nebenwirkungen rechtzeitig erkannt, sind sie gut behandelbar.
In der GARNET-Studie wurde die Wirksamkeit von Dostarlimab untersucht. Bei 108 Patientinnen mit rezidiviertem oder fortgeschrittenem Endometriumkarzinom und entsprechendem dMMR-/MSI-H-Tumorstatus konnte eine objektive Ansprechrate von 43,5 % erreicht werden. In einem Launch-Webcast hob Prof. Frederik Marmè von der Universität Mannheim hervor, dass dies ein sehr gutes Ergebnis sei. Beim Zervixkarzinom würde die objektive Ansprechrate unter Immuntherapie nur bei 14,3 % liegen.
Die Krankheitskontrollrate liegt mit Dostarlimab bei 55,6 %, ein vollständiges Ansprechen der Therapie wurde bei 10,2 % der Patientinnen nachgewiesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Immuntherapie auch nach 12 Monaten noch eine Wirkung zeigt, liegt bei 90,9 %.
Das Endometriumkarzinom ist die fünfhäufigste Krebserkrankung der Frau und wird häufig in einem frühen Stadium diagnostiziert. Goldstandard ist eine rasche operative Therapie, die bei fortgeschrittenerer Erkrankung durch Bestrahlung oder medikamentöser Systemtherapie komplementiert werden kann.
Mit der Immuntherapie Dostarlimab ist eine weitere, erfolgversprechende Therapieoption hinzugekommen.
Bildquelle: Nadezhda Moryak, Unsplash