Adipositas ist weltweit in allen Industrienationen eines der größten Gesundheitsprobleme. Dementsprechend hoch ist das Interesse der Medizin und Forschung, aber auch der Öffentlichkeit, für die Problematik. Studien belegen, dass Menschen mit Übergewicht einem starken sozialen Druck ausgesetzt sind, der insbesondere bei der Krankenversorgung zum Vorschein kommt. So werden Menschen mit Adipositas häufig mit negativen Stereotypen, Vorurteilen und ungerechter Behandlung konfrontiert. 1
Das medizinische Personal ist dabei gleichermaßen wie die Gesamtbevölkerung vom impliziten und expliziten Gewichtsvorurteilen gegenüber ihren Patient:innen betroffen. Durchgeführte Studien belegen, dass Menschen mit Übergewicht häufig von einer geringeren Qualität der Interaktionen mit Gesundheitsdienstleistern, geringerer Frequenz von Arzt-Patienten-Interaktionen, geringerem Vertrauen in ihren Arzt oder häufigeren Wechseln des Arztes aufgrund einer wahrgenommenen Ungleichbehandlung betroffen sind. Darüber hinaus leidet auch die Therapietreue, da Betroffene durch negative Erfahrungen zukünftige Arztbesuche meiden. So führen stigmatisierende Diskussionen über das Körpergewicht bei Arzt-Patient-Interaktionen zur Reduktion der Motivation und der Compliance bei Patient:innen. Auch gibt es Hinweise, dass die Voreingenommenheit seitens des medizinischen Personals die Behandlungsentscheidungen beeinflusst und damit Einbußen in der Qualität der Versorgung mit sich bringt.1
Eine Studie von Puhl et al.1 untersuchte systematisch und mit standardisierten Fragebögen die genannte Problematik der Stigmatisierung von Übergewichtigen in der Krankenversorgung. In der Studie wurden insgesamt 13.996 Erwachsene mit Übergewicht oder Adipositas aus sechs Ländern (Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland, das Vereinigte Königreich (UK) und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA)) eingeschlossen. Die Ermittlung der Behandlungserfahrung hatte das Ziel, die Vermeidung von Arztbesuchen durch Patient:innen aufgrund ihres Körpergewichts, den Einfluss des Übergewichts auf die Beziehung zum Arzt und die Qualität der Behandlung zu untersuchen. Zusätzlich wurde auch die in der Vergangenheit erlebte Stigmatisierung durch medizinisches Personal erfragt.1
Etwa 66,6 % aller Patient:innen berichteten davon, mindestens einmal im Leben Stigmatisierung im Zusammenhang mit der Krankenversorgung erlebt zu haben. 26,4 % gaben an, mehr als nur einmal mit Stereotypisierung konfrontiert worden zu sein. Besonders brisant: Unter allen untersuchten Ländern schnitt Deutschland am schlechtesten ab: Hier gaben 73,5% der Patient:innen an, mindestens einmal aufgrund ihres Gewichts Stigmatisierung erlebt zu haben.1
Es hat sich auch bestätigt, dass übergewichtige Patient:innen seltener Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen, obwohl sie selbst ein Bedarfsgefühl haben. So gaben 29 % der Patient:innen an, nicht zum Arzt gegangen zu sein, obwohl sie es sollten. Aufgrund ihres Übergewichts nahmen Betroffene seltener regelmäßige Routineuntersuchung in Anspruch und mieden den Gang zum Arzt, da sie sich unwohl mit der Körperuntersuchung fühlten. Auch gaben Patient:innen mit Adipositas, die Vorurteile aufgrund ihres Gewichts erfahren hatten, vermehrt an, das medizinische Fachpersonal würde ihnen nicht zu hören, ihre Ansichten nicht respektieren und sie wegen ihrer körperlichen Verfassung verurteilen. Vermehrt gaben Angehörige dieser Patientengruppe auch an, eine schlechtere Qualität der Behandlung erfahren zu haben als Patient:innen, die angaben, keine Stigmatisierung erfahren zu haben.1
Diese Ergebnisse bestätigen die Prävalenz von Stigmatisierung aufgrund des Körpergewichts im Gesundheitswesen. Die Ergebnisse aus allen sechs Ländern betonen die negativen Folgen der Stigmatisierung auf das Gesundheitsverhalten von Menschen mit Übergewicht oder Adipositas. Insbesondere in Deutschland war die erlebte Stigmatisierung sehr präsent. Zusammenfassend rufen diese Ergebnisse dazu auf, sowohl nationale als auch internationale Bemühungen vorzunehmen, um Menschen mit Adipositas eine bessere Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
Nutzen Sie gerne unsere Kommentarfunktionen und erzählen Sie uns, wie Ihre Erfahrungen zu dem Thema aussehen.
Dieser Beitrag wird Ihnen präsentiert von Novo Nordisk. // ID: DE21CO00054
Referenz: