Seit Monaten galt in einem kalifornischen Casino Rauchverbot. Trotzdem fanden US-Forscher auch später noch beachtliche Mengen an Schadstoffen an Vorhängen, Teppichen und Möbeln. Experten nennen das Third-Hand-Smoking. Eine neue Studie liefert Daten und Lösungen.
Die Vermutung, dass intensives Lüften ausreicht, um Schadstoffe aus den Räumen zu entfernen, stimmt so nicht. Auch Monate nach Verhängen eines Rauchverbots ließen sich in einem Casino potenziell gesundheitsgefährdende Ablagerungen nachweisen. Das zeigt Georg E. Matt von der San Diego State University mit neuen Daten.
Zusammen mit Kollegen führte er in einem kalifornischen Casino Messungen durch. Aufgrund gesetzlicher Änderungen wurde im Jahr 2014 dort ein Rauchverbot umgesetzt. „Das Casino war viel mehr mit Passivrauch verschmutzt als jedes Nichtraucherhaus, das wir bisher untersucht haben“, sagte Matt. Wenig überraschend sank die Belastung der Raumluft mit Nikotin oder flüchtigen Verbrennungsprodukten vergleichsweise rasch. Bei einer Analyse der Oberflächen und der Tepppiche im Casino wurde Matt aber stutzig. Noch Monate später fand er Nikotin, Cotinin und Nitrosamine in Proben. Für diese Art der Kontamination prägten Forscher den Begriff „Third-hand Smoking“, also „Rauchen aus dritter Hand“. Zwar sanken die Konzentrationen auch mit der Zeit, aber deutlich langsamer als zuvor vermutet. Nikotinmengen hatten sich nach einem Monat auf zehn Prozent des Anfangswerts verringert. Bei krebserregenden Verbrennungsprodukten wie Nitrosaminen lagen nach drei Monaten noch zehn Prozent vor. Desorptionsvorgänge werden kinetisch durch Exponentialfunktionen beschrieben. Verdunsten nach einem Monat beispielsweise 50 Prozent einer Substanz, sind es nach zwei Monaten 25 Prozent, nach drei Monaten 12,5 Prozent, usw. Bis der Wert gegen null geht, vergehen etliche Monate.
Das hat Konsequenzen: Schickte Matt Nichtraucher als Testpersonen ins rauchfreie Casino, klebten nach mehreren Stunden deutlich messbare Kontaminationen an ihren Händen. „Nur durch eine intensive Oberflächenreinigung – und in einigen Fällen durch den Austausch der Oberfläche – können die Casinos hoffen, ihre Umgebung nach einem Rauchverbot für ihre Gäste deutlich sicherer zu machen“, so Matt. Das Ersetzen von Teppichen, Möbeln, Geräten, Tapeten und Trockenbauwänden, Vorhängen und Vorhängen sowie das Waschen beziehungsweise Staubsaugen der Wände und Böden seien notwendig, um Gesundheitsrisiken zu reduzieren. Gleichzeitig warnt er Nichtraucher vor dem allzu liberalen Umgang mit rauchenden Gästen: „Tabak sollte niemals im Haus geraucht werden, es sei denn, Sie sind bereit, den Preis für umfangreiche Reinigung zu zahlen.“ Je früher man mit dem Rauchen aufhöre, desto weniger koste es, das „toxische Erbe“ zu beseitigen. In Deutschland greifen seit zehn Jahren Rauchverbote. „Es ist davon auszugehen, dass in den Betrieben, die bereits sehr lange rauchfrei sind, die Belastung durch ‚Third-hand Smoking‘ inzwischen vernachlässigbar ist“, kommentiert Dr. Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Die Räumlichkeiten, in denen geraucht wurde und die nun rauchfrei genutzt werden, sollten dennoch einer gründlichen Renovierung unterzogen werden.