Ein 48-Jähriger wird mit Sensibilitätsstörungen sowie geminderter Griffkraft in der linken Hand ins Krankenhaus überwiesen. Die Symptome bestehen seit etwa 3 Wochen, doch in der Klinik zeigt sich: Es ist vermutlich eine Frage der Haltung.
Ein 48-jähriger Büroangestellter wird ins Krankenhaus überwiesen. Seit drei Wochen verspürt er ein Taubheitsgefühl im linken Ring- und kleinen Finger sowie an der ulnaren Handseite. Zusätzlich ist die Kraft in der Hand gemindert und er hat Schmerzen im linken Ellenbogengelenk.
In der medizinischen Vorgeschichte ist eine Hyperurikämie bekannt. In der körperlichen Untersuchung zeigte sich keine Deformität im Sinne eines Cubitus varus oder valgus, der Bewegungsumfang des Ellenbogengelenks beträgt in Streckung/Beugung 0°–0°–140° und bei Supination/Pronation 90°–0°–80°. Zusätzlich stellen die Ärzte eine leichte Krallenstellung des vierten und fünften Fingers sowie eine Atrophie der dorsalen und palmaren interossären Muskeln fest.
Die Griffkraft beträgt 27,5 kg, während sie in der gesunden Hand 45 kg beträgt. Das Tinel-Zeichen ist am Kubitaltunnel positiv und in der Guyon-Loge negativ. Das Froment-Zeichen fällt ebenfalls positiv aus.
Da alles auf eine neurologische Genese hindeutet, lassen die Ärzte sowohl Ultraschall- als auch MRT-Aufnahmen anfertigen. Auf beiden ist eine Läsion am N. ulnaris am medialen Epikondylus des Humerus sichtbar.
Eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit zeigt zudem sowohl eine motorische als auch eine sensorische Beeinträchtigung. Aufgrund der klinischen und elektrophysiologischen Befunde stellen die Ärzte eine relativ geläufige Diagnose: Ein Kubitaltunnelsyndrom.
Doch wie konnte es dazu kommen? Die Ärzte nehmen an, dass sich am medialen Ellenbogengelenk ein kleines Ganglion gebildet hatte, dass den N. ulnaris komprimiert. Bei der Suche nach einer Ursache werden sie hellhörig: Der Patient erzählt, dass er in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne Motorrad fährt und auch am Tag zuvor eine etwa 400 Kilometer lange Tour unternommen hatte. Die Haltung während der Fahrt war dann vermutlich ein zusätzlicher Trigger, wodurch die wahrscheinlich schon länger bestehenden Einschränkungen plötzlich subjektiv spürbar wurden. Aufgrund der Symptomatik sehen die Ärzte eine Indikation zur operativen Dekompression.
20 Monate nach der Operation sind die Sensibilitätsstörungen deutlich gelindert und die Griffkraft ist vollständig wiederhergestellt – doch ob der Mann seither wieder Motorrad fährt, ist nicht bekannt.
Textquelle: Kuboi et al. / SAGE Open Medical Case ReportsBildquelle: isco, unsplash