Sollten alle Schwangeren und alle Kleinkinder mit niedrigen Eisenwerten Supplementationen einnehmen? Nein, sagen Forscher. Auf der Basis mehrerer Studien zeigen sie, dass nur Frauen mit Anämie vom Mineralstoff profitieren. Gezielt statt Gießkanne - so lautet ihr Fazit.
In der Schwangerschaft haben verschiedenen Untersuchungen zufolge etwa 18 Prozent aller Mütter niedrige Eisenwerte. Eisenmangel-Anämien manifestieren sich nur bei fünf Prozent der untersuchten Frauen. Grund genug für die US Preventive Service Task Force (USPSTF), auch bei asymptomatischem Verlauf entsprechende Supplemente zu empfehlen. Unsicherheiten blieben dennoch.
Forscher der Oregon Health & Science University, Portland, Oregon, nahmen jetzt elf Arbeiten kritisch unter die Lupe. Im Fokus standen mögliche Komplikationen niedriger Eisenspiegel, etwa Kaiserschnitte, Frühgeburten oder Mangelgeburten. Zusammenhänge ließen sich nicht nachweisen. Frauen mit manifester Anämie waren zuvor ausgeschlossen worden. Auch bei der Frage, ob Kleinkinder gescreent werden sollten, um einen Eisenmangel gezielt zu ergänzen, gab es kaum Evidenz. Hier stand die Frage im Mittelpunkt, ob das Metallion kognitive und körperliche Entwicklungsprozesse tatsächlich beschleunigt.
Sinken die Eisenwerte noch stärker, kommt es zur Anämie – inklusive Gefahr für Mutter und Kind. Wissenschaftler der Harvard School of Public Health, Boston, wollten wissen, welchen Effekt Eisensalze in diesem Kontext haben. Sie werteten 48 randomisierte Interventionsstudien und 44 Kohortenstudien aus. Ihr Fazit: Verabreichten Ärzte oder Apotheker Eisensubstitutionen, erhöhte sich der Hämoglobinwert im Mittel um 4,59 g/l. Gleichzeitig stieg das Geburtsgewicht um 41 Gramm. Es gab 16 Prozent weniger Frühgeburten, was im Gegensatz zu den anderen Resultaten nicht signifikant war. Erhielten werdende Mütter zehn bis 66 Milligramm Eisen pro Tag, zeigten sich dosisabhängige Effekte. Anämien gingen pro zehn Milligramm um zwölf Prozent zurück, und das Geburtsgewicht stieg um jeweils 15 Gramm. Ohne Zweifel profitiert diese Patientengruppe von Eisensalzen.