Deutschland zählt zu den sogenannten "Hochkonsumländern" in Sachen Alkohol. Neben Nikotin ist Alkohol das am meisten konsumierte Suchtmittel und darf mit Ausnahme von Spirituosen bereits an Jugendliche ab 16 Jahren verkauft werden. Man begegnet ihm in Lebensmittelmärkten, in Restaurants, auf Feiern und auf öffentlichen Festen. Personen, die keinen Alkohol trinken, sind eher die Ausnahme als die Regel. Aber ab welcher Menge ist man eigentlich Alkoholiker und wie kommt man am besten vom Alkohol los?
Alkoholhaltige Getränke sollten aufgrund ihrer toxischen und suchterzeugenden Wirkung nur in Maßen getrunken werden, andernfalls kommt es zu einem Alkoholproblem. So müssen Betroffene mit einem regelmäßigen, hohen Alkoholkonsum mit gesundheitlichen Folgen und der Entwicklung einer Abhängigkeit rechnen. Je mehr und je häufiger getrunken wird, desto höher ist in der Regel die Suchgefahr. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen rät daher,
Diese Werte sind schnell erreicht. Schließlich enthält bereits ein Glas Bier (0,33 Liter) rund 13 Gramm Alkohol. Ein Glas Wein (0,2 Liter) schlägt mit 16 Gramm reinem Alkohol zur Buche.
Studien zufolge verkürzen schon 100 bis 200 g Alkohol wöchentlich die Lebenserwartung durchschnittlich um ein halbes Jahr. Bei einem Konsum von 200 bis 350 g ist von einer um 2 Jahre verkürzten Lebensspanne auszugehen, bei mehr als 350 g handelt es sich um 5 Jahre. Eine Reflektion und Korrektur der eigenen Trinkgewohnheiten lohnen sich also immer.
Die Übergänge zwischen einem Alkoholmissbrauch und einer Alkoholabhängigkeit verlaufen fließend. Beide Indikationen gelten als Krankheit und werden mit folgenden Symptomen als eigenes Krankheitsbild in der "Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme” (ICD-10) beschrieben:
Da jeder Mensch eine unterschiedliche Menge an Alkohol verträgt und diesen auch unterschiedlich verstoffwechselt, lässt sich eine mögliche Alkoholabhängigkeit nicht über den wöchentlichen Alkoholkonsum erkennen. Erst im Zusammenhang mit den körperlichen und psychischen Folgen und auffälligen Verhaltensänderungen lässt sich das Krankheitsbild "Alkoholismus" mit ärztlicher Hilfe eindeutig diagnostizieren.
Wer den Verdacht auf eine Alkoholsucht hegt, kann den eigenen Alkoholkonsum durch einen Selbsttest kritisch unter die Lupe nehmen, beispielsweise durch den Alcohol Use Disorders Identification Test (AUDIT-Test).
Endgültige Sicherheit kann aber nur ein Besuch beim Arzt vermitteln, der durch eine Überprüfung der Leberwerte, körperliche Untersuchungen und Alkoholsucht-Tests in Form von Fragebögen eine ganzheitliche Diagnose stellt. Die Fragen des Tests lehnen sich an die Diagnose-Kriterien des ICD-10 an und zielen darauf ab, den Stellenwert des Alkohols für den Betroffenen festzustellen. Ebenso werden mögliche Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Magen-Darm-Traktes ausgeschlossen oder – falls vorhanden – behandelt.
Besteht eine Alkoholsucht, kann der Konsum durch einen professionellen Alkoholentzug beendet werden. Schließlich ist ein kontrolliertes Trinken im Falle eines Alkoholismus nicht möglich; von einem kalten Entzug ohne ärztliche Unterstützung ist durch die gesundheitlichen und zum Teil lebensgefährlichen Risiken des Entzugssyndroms dringend abzuraten. Die besten Erfolgsaussichten haben ein stationärer Entzug im Rahmen des Nahtlosverfahrens öffentlicher Kostenträger oder in einer privaten Suchtklinik. Beide beinhalten eine körperliche Entgiftung und eine psychische Entwöhnung, in der sich die Betroffenen mit den Ursachen ihrer Abhängigkeit konfrontieren und diese unter therapeutischer Anleitung aufarbeiten. Dabei ist die psychologische Betreuung in einer privaten Suchtklinik deutlich intensiver, so dass die individuellen Ursachen besser und in der Regel auch in einer kürzeren Zeit ermittelt und behandelt werden können.
Ebenfalls wichtig ist eine ambulante Nachsorge, in der sich Suchtkranke auch nach dem stationären Aufenthalt mit ihrem Alkoholismus auseinandersetzen. Dies geschieht in der Regel durch den Besuch eines Nachsorgetherapeuten und die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe wie den Anonymen Alkoholikern.
Fragen wie „Ab wann bin ich Alkoholiker?“ oder „Ab wann hat man ein Alkoholproblem?“ lassen sich nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind die zugrunde liegenden Lebensgeschichten. Dennoch sollten Menschen mit einem riskanten Alkoholkonsum ihr Trinkverhalten nicht verharmlosen, sondern sich damit auseinandersetzen und sich professionelle Hilfe suchen. Schließlich ist der Alkoholismus keine Willensschwäche, sondern eine anerkannte Krankheit, die behandelt werden muss. Dies gilt umso mehr, wenn alkoholische Getränke zur Selbstmedikation eingesetzt werden und die Betroffenen ohne Alkohol buchstäblich nicht mehr leben können.