Könnte der kürzlich entdeckte Wirkstoff AT-121 die Schmerzmitteltherapie revolutionieren? Immerhin handelt es sich laut Forschern um ein starkes Analgetikum ohne Suchtpotenzial. Wie Dr. Weigl die Studienergebnisse einordnet, erklärt er im Video.
Das Video in schriftlicher Ausführung: Gibt es eine Schmerzmittelrevolution? In letzter Zeit hat man ja oft darüber gelesen, dass es einen neuen Wirkstoff gibt, ein neues Schmerzmittel gibt, mit der Kraft eines Opiats, aber gleichzeitig ohne Nebenwirkung. Patienten wünschen sich das natürlich, gleichzeitig auch Ärzte. Denn Opiate sind ja sehr wichtig in der Therapie von Tumorschmerzen, aber vor allem auch von chronischen Schmerzen. Wir orientieren uns da nach dem WHO-Stufenschema:
Gerade die stark wirksamen Opioide haben nicht nur eine potente Wirkung, sondern auch viele bereits bekannte Nebenwirkungen. Und jetzt ist es gelungen, zumindest in einer Studie, dass man einen Wirkstoff entwickelt hat, das sogenannte AT121, das die Wirkung eines Opiats hat. Stärker als Morphin, aber gleichzeitig weniger Nebenwirkungen. Das liegt unter anderem daran, dass dieser Stoff an den NOP-Rezeptor andockt. Wenn dieser aktiviert wird, führt es dazu, dass der Patient eine geringere Suchtgefahr hat, so zumindest die Erkenntnis in der Studie. Durch den Einsatz dieses AT121 hätte man einige Vorteile:
Das wäre wünschenswert. Neben den gängigen Nebenwirkungen von Opiaten ist eine große Gefahr eine Toleranzentwicklung, also die psychische und physische Sucht, die bei Patienten häufig mit einer Dauereinnahme einhergeht. Man muss sagen, viel ist hier auch am Computer simuliert worden. Diese Versuche gibt es bisher nur in Zellmodellen und an Rhesusaffen, an Menschen ist AT121 noch nicht getestet worden. Außerdem dauert es natürlich immer, bis es zu einer Zulassung kommt. Bestimmt fünf bis zehn Jahre vergehen, bis ein solches Medikament auf dem Markt verfügbar ist. Und man weiß auch noch nichts über Langzeitwirkung, Langzeitnebenwirkungen, die mit der Zeit auftreten. Es gab ja auch andere Medikamente wie Contergan oder Cortison, wo man damals dachte, das ist ein sehr starkes, potentes Mittel. Die Probleme traten erst mit der Zeit auf. Letztendlich weiß man noch nicht, was sich dahinter verbirgt, aber die Forschung auf diesem Gebiet ist sehr interessant und vielversprechend. Trotzdem: Auch ein Opiat wie AT121 löst nicht das eigentliche Problem, nämlich die inadäquate Schmerztherapie. Diese betrifft viel mehr als „nur“ das Opiat, das vielleicht kurzfristig und schnell die Schmerzen senkt, aber nicht das eigentliche Problem löst.