Britischen Ärzten ist es gelungen, Organe eines Neugeborenen erfolgreich zu transplantieren. Ein Empfänger mit Nierenversagen erhielt die Nieren des verstorbenen Kindes, einem weiteren wurden Leberzellen transfundiert – ein neuer Impuls für standardisierte Organspenden bei Neugeborenen?
Bei der Spenderin handelte es sich um ein termingerecht geborenes Mädchen, das im Londoner Hammersmith Hospital durch einen Notfall-Kaiserschnitt zur Welt gekommen war, nachdem sich die Mutter aufgrund reduzierter fetaler Bewegungen präsentiert hatte und die Kardiotokographie pathologisch ausfiel. Das 3,1 Kilogramm schwere Kind war in sehr schlechtem Zustand und hatte offensichtlich für geraume Zeit unter einer intrauterinen Hypoxie gelitten. Die Wiederbelebungsversuche und eine anschließende 72-stündige Hypothermie blieben ohne Erfolg – bei wiederholten Untersuchungen zeigte das Kind keine Spontanbewegungen, reagierte nicht auf äußere Reize und die Pupillen blieben lichtstarr und dilatiert. Nach Gesprächen mit den Transplantationsärzten, dem Pflegeteam und dem Klinikpsychologen erklärten sich die Eltern sechs Tage nach der Geburt zur Organentnahme des offiziell für tot erklärten Kindes bereit, die unter der Leitung eines erfahrenen Chirurgen durchgeführt wurde.
Ein beträchtlicher Teil der Neugeborenen, die auf Neonatalstationen versterben, komme potenziell als Organspender in Frage: „Auch wenn es noch keine Daten zur Langzeitfunktion neonataler Transplantate gibt, sollte diese Option in solchen Fällen immer in Betracht gezogen werden“, glaubt der zuständige Neonatologe Dr. Gauray Atreja. „Dank des Edelmuts der Eltern und der vorbildlichen Zusammenarbeit der Neonatologen und der Transplantologen konnte dieses Vorhaben erfolgreich vollendet werden“, findet der zuständige Neonatologe Dr. Gauray Atreja anerkennende Worte. Aufgrund der stark veralteten Leitlinien sei es jedoch sehr schwierig, geeignete Spender zu identifizieren: „Der Zustand dieses Kindes war zwar von neurologischer Seite einwandfrei mit der Feststellung des Todes vereinbar, doch dieses Vorgehen entspricht nicht den aktuell gültigen Leitlinien.“ Mangels ausreichender Evidenz gelten die neurologischen Kriterien für eine sichere Feststellung des Todes in den 20 Jahre alten Empfehlungen nicht für Kinder unter 2 Monaten. In Kürze wird jedoch eine Veröffentlichung neuer Leitlinien des Royal College of Paediatrics and Child Health erwartet, die eine Standardisierung von Organspenden bei Neugeborenen vorantreiben soll. Originalpublikation: First neonatal organ donation in the UK Gauray Atreja et al.; Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed, doi: 10.1136/archdischild-2014-307022; 2025