Neutrophile Granulozyten besitzen mehrere Funktionen, um Bakterien im Körper zu bekämpfen. Eine davon ist die Bildung von Neutrophil Extracellular Traps (NETs). Dieses „NETTing“ kann das Ausmaß eines Herzinfarktes maßgeblich beeinflussen.
Bei der Bildung von NETs können Neutrophile Granulozyten das Chromatin aus ihrem Zellkern in den Extrazellulärraum ausstoßen, das sich dort netzartig aufspannt. Diese NETs sind bakterizid, zelltoxisch, entzündungs- und thrombose-fördernd. Damit können Bakterien effektiv eingefangen und bekämpft werden. Durch ihre Eigenschaften sind NETs jedoch auch in vieler Hinsicht schädlich und können selbst Organschäden verursachen. In einer Studie, konnte gezeigt werden, dass Neutrophile von Herzinfarktpatienten lokal im Herzkranzgefäß spezifisch durch Bakterien aus der Mundschleimhaut aktiviert sind und NETs erzeugen. Gerinnsel in den Herzkranzgefäßen bestehen aus NETs. Diese außerzelluläre Fallen korrelieren direkt mit der Infarktgröße, das heißt: je mehr NETs, desto größer ist der Myokardinfarkt.
Außerdem konnten die Forscher das Enzym DNase, welches in der Lage ist, NETs zu zerschneiden, im koronaren Patientenplasma messen. DNase-Aktivität steht in direktem negativen Zusammenhang mit der Menge an NETs, sprich je mehr DNase-Aktivität vorhanden ist, desto weniger NETs werden gebildet. Es zeigte sich auch, dass DNase-Aktivität deutlich negativ mit der Infarktgröße korreliert, also vor einem Herzinfarkt schützen kann. Im Reagenzglas konnten Blutgerinnsel aus dem Herzkranzgefäß von Patienten rasch mit DNAse aufgelöst werden. Originalpublikation: Coronary Neutrophil Extracellular Trap Burden and DNase Activity in ST-Elevation Acute Coronary Syndrome are Predictors of ST-Segment Resolution and Infarct SizeIrene M. Lang et al.; Circulation Research, doi: 10.1161/CIRCRESAHA.116.304944; 2015