In Israel werden schon seit 2 Monaten Booster-Impfungen gegen Corona verabreicht. Doch profitieren die Geboosterten tatsächlich von der 3. Dosis?
In Israel wurde die dritte Dosis des Biontech-Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 bereits am 30. Juli für über 60-Jährige zugelassen, die mindestens 5 Monate zuvor ihre Zweitimpfung erhielten. Seitdem ist weltweit eine Impfdebatte ausgebrochen, die auch hierzulande zur Zulassung der Booster für Immunsupprimierte führten. Das New England Journal of Medicine veröffentlichte nun eine israelische Studie, die sich mit dem Impfschutz der BNT162b2-Booster-Impfung befasste.
Die Forscher sammelten in dem Zeitraum vom 30. Juli bis zum 31. August Daten zu 1.137.804 Israelis im Alter von über 60 Jahren und einem vollständigen Impfschutz, dabei lag die 2. Dosis mindestens 5 Monate zurück. Die Analyse basierte auf der Datenbank des israelischen Gesundheitsministeriums. Primär wurde die Rate bestätigter COVID-19 Fälle und schwerer Erkrankungen bei denjenigen, die mindestens 12 Tage zuvor eine Booster-Impfung erhielten und denjenigen, die keine Auffrischimpfung bekamen, ermittelt. Zusätzlich wurde die Infektionsrate 4 bis 6 Tage und 12 Tage nach Erhalt der dritten Dosis verglichen.
In der der Booster-Gruppe wurden insgesamt 934 Fälle von bestätigten COVID-19-Infektionen erfasst, wohingegen die Anzahl in der Nicht-Booster-Gruppe bei 4.439 lag. Dabei lagen die Fälle von schweren Erkrankungen in den jeweiligen Gruppen bei 29 und 294. Mindestens 12 Tage nach Erhalt der Auffrischimpfung war die Rate der bestätigten Infektionen in der Booster-Gruppe um einen Faktor von 11,3 niedriger als in der Nicht-Booster-Gruppe. Die Rate schwerer COVID-19-Infektionen war um das 19,5-fache niedriger. 12 Tage nach Erhalt der Auffrischimpfung war auch die Rate bestätigter Infektionen um einen Faktor von 5,4 niedriger als nach 4 bis 6 Tagen.
Zwar zeigen die Daten auf, dass die Rate bestätigter COVID-19-Infektionen nach einer Auffrischimpfung geringer ist, jedoch handelt es sich hierbei um eine rein deskriptive Studie. Über das tatsächliche Risiko einer Infektion kann nicht direkt geschlossen werden, serologische Untersuchungen wie die Antikörper-Antwort und T-Zell-Reaktivität würden noch mehr Aufschluss geben – zumindest gebe es dann weitere Hinweis darauf, wie hoch die Immunität bei älteren Menschen tatsächlich ist. Zu einigen dieser Parametern exisiteren bereits erste Daten (wir berichteten hier und hier). Des Weiteren ist der Untersuchungszeitraum nach Erhalt der Auffrischimpfung mit nur 12 Tagen recht knapp bemessen. Weitere Studien, sowie Meta-Analysen sollten folgen, um eine genaue Aussage treffen zu können.
Dennoch liefert diese Studie einen Hinweis auf einen verbesserten Schutz vor einer COVID-19-Infektion für Ältere durch eine Auffrischimpfung. Insbesondere da sie sich mit den Probanden, die einen Impf-Booster erhalten haben, beschäftigt.
„Das sind spektakulär gute Ergebnisse, die wahrscheinlich einen sehr signifikanten Einfluss auf das direkte Risiko für Personen haben, die eine Auffrischungsdosis erhalten, sowie auf das Risiko, sich zu infizieren und die Krankheit auf andere zu übertragen; und damit auf Übertragungsraten und die effektive R-Zahl.“, erklärt Dr. Peter Englisch, ehemaliger Herausgeber von Vaccines in Practice und ehemaliger Vorsitzender des BMA Public Health Medicine Comittee in England.
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