Multiresistente Erreger sind besonders für Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden, eine große Gefahr. Ein Jahresbericht der Uni Bochum zeigt nun, dass sich die Spitzenreiter hartnäckig halten.
Das Nationale Referenzzentrum (NRZ) der Uni Bochum sammelt regelmäßig Daten über gramnegative Krankenhauserreger. Nun erschien der Jahresbericht für 2020 im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts. Besonders im Fokus: die Detektion von Carbapenemasen. „Das sind bakterielle Enzyme, die die wichtigsten in der Humanmedizin angewendeten Antibiotika inaktivieren und ein Bakterium damit resistent gegen diese Antibiotika machen können“, erklärt Dr. Niels Pfennigwerth.
Besonders gefährlich ist, dass die Gene, die den Bauplan für diese Enzyme darstellen, häufig zwischen verschiedenen Bakterien übertragen werden können. „Deswegen ist die schnelle und verlässliche Detektion von Carbapenemasen für die Krankenhaushygiene von enormer Bedeutung“, so Pfennigwerth.
2020 konnte erneut eine Vielzahl von Carbapenemase-produzierenden Bakterienstämmen nachweisen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie und ihren Auswirkungen, so das Autorenteam, wurden jedoch ingesamt weniger Funde gemeldet. Nicht nur wurden weniger Menschen in Krankenhäusern behandelt, sondern auch die Reisetätigkeit der Bevölkerung war deutlich geringer, sodass es zu weniger Übertragungen in Krankenhäusern oder Neueinträgen aus dem Ausland gekommen ist.
Die häufigste in Enterobacterales wie Escherichia coli oder Klebsiella pneumoniae nachgewiesene Carbapenemase war wie den Vorjahren OXA-48, während in Pseudomonas aeruginosa VIM-2 und in Acinetobacter baumannii OXA-23 weiterhin die am häufigsten nachgewiesenen Carbapenemasen in Deutschland sind. Auch beobachtet das NRZ seit einigen Jahren einen deutlichen Anstieg der Nachweise der beiden Carbapenemasen NDM-5- und OXA-244, welcher auch im Jahr 2020 zu beobachten war und weiter aufmerksam verfolgt wird.
„Es ist daher sehr wichtig, dass Labore in Deutschland weiterhin nach multiresistenten Bakterienstämmen suchen und diese an das NRZ weiterleiten“, unterstreicht Dr. Jennifer Schauer. Aber auch die korrekte Gabe und Einnahme von Antibiotika und die Umsetzung der Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern spielen eine wichtige Rolle, um der weiteren Verbreitung dieser Bakterienstämme in Deutschland etwas entgegen zu setzen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Die Originalpublikation findet ihr im Text und hier.
Bildquelle: Gene Devine, unsplash.