Krampfanfälle im Kindesalter stellen für viele Eltern ein dramatisches Ereignis dar. Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat nun ein Merkblatt veröffentlicht, um den Eltern die wichtigsten Informationen für die Notfallsituation an die Hand zu geben.
In den meisten Fällen handelt es sich bei dem Krampfereignis um einen Fieberkrampf, von dem etwa 2 bis 5 % aller Kinder zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr betroffen sind. Ursache für einen Fieberkrampf ist in der Regel ein Infekt, meist der oberen Luftwege, bei dem das Fieber schnell ansteigt. Ein einfacher Fieberkrampf dauert in der Regel nur wenige Minuten. Das Kind verdreht die Augen, die Lippen verfärben sich blau und es zuckt rhythmisch oder fällt in eine kurze Bewusstlosigkeit. In der Regel erholt sich das Kind aber anschließend rasch. Nur in seltenen Fällen dauert der Anfall länger als 15 Minuten und muss durch Medikamente beendet werden. „Erleidet ein Kind zum ersten Mal einen Fieberkrampf, sollte rasch ein Notarzt verständigt werden. Während eines Fieberkrampfs sollten Betreuer die Kleidung des Kindes lockern und es möglichst aufrecht lagern, damit es problemlos atmen kann. Übergibt sich das Kind, lagern Eltern es auf die Seite, damit das Erbrochene nicht in die Lunge gelangt“, lautet die Empfehlung von Prof. Hans-Jürgen Nentwich, ehemaliges Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte mit langjähriger Klinikerfahrung. In der Regel sei ein Fieberkrampf harmlos, habe nichts mit Epilepsie zu tun und bleibe ohne Folgen.
„Ein Krampfanfall bei Kindern durch Epilepsie oder eine Hirnhautentzündung ist relativ selten. Wird ein Kind plötzlich blass, bewusstlos und steif, sollten Eltern umgehend den Notarzt rufen. Den Kopf des Kindes sollten Eltern evtl. mit einem Kissen oder Kleidungsstücken unterlegen. Während des Anfalls darf ein Kind nicht festgehalten werden“, rät Prof. Nentwich. Erleidet ein Kind einen Krampfanfall, sollten Eltern es zudem mit kopfwärts abgewinkelten Armen auf den Bauch beziehungsweise in die stabile Seitenlage legen. Der Kopf sollte dabei zur Seite gedreht und leicht nach hinten gerichtet sein. Ein Sonderfall unter den Krampfanfällen ist der Affekt- bzw. Wutkrampf. Dabei schreien Kinder vor Schmerz oder Ärger momentan so sehr, dass ihnen die Luft weg bleibt und sie bewusstlos werden („Wegschreien“). Hier könne es hilfreich sein, dem Kind mit einem kalten Waschlappen über das Gesicht zu streichen. Darüber hinaus gelte es, auch in solchen Fällen nicht in Panik zu verfallen – je mehr sich die Bezugsperson aufrege, umso eher bestehe Wiederholungsgefahr für das Kind. Originalpublikation: Merkblatt „Krampfanfall“